5. Kapitel

Ich bin der Schöpfer aller Dinge und von niemandem geschaffen. Ich habe meine Augen lange von diesem Platze wegen der Bosheit abgewandt, die da wohnt. Denn wie die, die ihn zuerst bewohnten, sich beeilten, von der einen Tugend zur anderen zu steigen, so eilen diese modernen Menschen von einem Bösen zu einem anderen, und jeder sucht die anderen an Bosheit zu übertreffen und rühmt sich auch noch seiner Sünde.

Nun bewegen mich die Bitten meiner Hochgeliebten Mutter zu Barmherzigkeit. Aber noch stehen ein paar Wurzeln des übelsten Geschlechts, was du besser durch ein Gleichnis verstehst. Stell dir vor, es war ein Hirt, der zu seinem Bauern sagte: „Herr, in deinem Schafstall gibt es wenige und sanftmütige Schafe, aber unter ihnen gibt es Böcke, die stoßen wollen und die Schafe beunruhigen. Ihr Haupt ist zu nichts nütze, und ihr Fell ist zerschlissen, ihr Fleisch ist verfault, und ihre Eingeweide stinken.

Da sagte ihm der Bauer: „Meine sanftmütigen Schafe dürfen nicht in Unrecht versetzt werden. Deshalb werde ich den Böcken mit dem schärfsten Eisen den Kopf abschlagen. Ihr Fell soll abgezogen werden, da es mir keine Wolle bringt. Ihr Fleisch und ihre Eingeweide, die verfault sind, sollen auf die Felder geworfen und den Vögeln gegeben werden, die nicht zwischen Rein und Unrein unterscheiden können.“

Ich bin der Bauer. Ich habe auf diesem Platz einpaar Leute, die mit einfältigen Schafen zu vergleichen sind, aber unter diesen gibt es manche, die wie Böcke sind, die sich stoßen wollen, und die sie verletzen. Sie stürmen blind vor wie Böcke, reißen die Wolle der Schafe ab, stoßen dann mit den Hörnern zu und werfen die Schafe zu Boden. Auf diese Weise verhöhnen sie die Einfalt der unschuldigen; sie versetzen sie in Unruhe und schlagen sie mit den Hörnern ihrer Schmähungen und bösen Taten zu Boden.

Deshalb soll ihr Kopf, d.h. ihre bösen Absichten, abgeschlagen und das Horn ihres Übermutes und ihrer Vermessenheit durch mein strenges Gericht abgehauen werden, das wie das schärfste Schwert ist. Ihr Fell, nämlich die Scheinheiligkeit, mit der sie sich statt mit der Einfalt eines reinen Lebenswandels bekleidet haben, soll ihnen abgezogen werden, - ja, wegen dieser Scheinheiligkeit werden die Teufel ihrer Seele alles Gute rauben, denn sie zeigten sich anders, als sie sind.

Sie dienten mir nur mit dem Mund und täuschen mich in ihrem Tun. Ihr Fleisch ist die körperliche Lust; daher ist es in meinen Augen wie das Fleisch einer Hure und soll ohne Erbarmen im Feuer verbrannt werden. Ihre Eingeweide d.h. ihre Gedanken und Begierden, die sie auf die Welt, aber nicht auf mich richten, und in denen meinen Feinden, nämlich den Sündern und den Teufeln, aber nicht mir gehuldigt wird – die sollen von den Teufeln gepeinigt werden, so dass es kein einziges böses Begehren gibt, für das sie nicht bestraft werden.

Deshalb müssen ihre Köpfe, d.h. ihr Wille und ihr Übermut, solange es noch Zeit ist, zur Demut hin gebeugt werden, und die Eingeweide, d.h. die Gedanken, durch Buße gereinigt werden, damit ich nicht eine schnelle Rechenschaft nach ihren Verdiensten fordere und sie der Herrschaft der Teufel unterwerfe, so dass sie nichts anderes tun können als das, was den Teufeln gefällt, und von ihnen von einem Bösen zum anderen getrieben werden.

Zusatz
Weiter sagt Christus: „Man hört über dieses Haus noch eine Rede. Man sagt nämlich: „Warum ist Gott so mit diesem Haus verfahren?“ Darauf soll man antworten: „Weil sie das Wort des Ermahnenden nicht hören wollten.“ Ich werde Wächter über sie einsetzen, die aus der Höhe herunterschauen und das Land ihres Glücks in eine Knechtschaft verwandeln, und es wird ihnen ein mageres Brot gegeben werden…“