8. Kapitel

Christus spricht): „O meine Braut, du hast oft bei dir selbst gedacht: „O mein Gott, der der Herr von allen, allmächtig und geduldig ist und seinen Verräter ertragen hat – warum ertrage dann ich, der sein geschaffenes Wesen ist, die nicht besser, die in meiner Nähe wohnen? Womöglich werden sie durch meine Ermahnung und meinen Tadel nur noch schlechter?“

Zu diesem Gedanken antworte ich dir, dass er teilweise gut, aber doch wenig eifrig ist. Wenn ein guter Ritter sich unter bösen Menschen befindet und das Unrecht sieht, das sein Herr erdulden muss und ihnen nicht tatsächlich entgegentreten kann, so spricht er doch wenigstens darüber, dass sein Herr Schmähungen erleiden muss und sie geduldig trägt, wenn er Schmähungen ertragen muss. So sollst du ihre Übertretungen benennen und sie bestrafen, denn sie sind mir wegen ihrer Langdauernden Sünde sehr leid.

So wird es auch mit dir gehen, denn auch wenn dich nicht alle hören, so gibt es doch manche, die erbaut werden und durch deine Worte Heilung finde. Sag ihnen deshalb, dass ich – wenn sie sich nicht bessern – eilig und streng zu ihnen kommen werde, so dass alle, die es hören, weinen werden, und alle, die es erfahren, in Ohnmacht fallen und sterben werden.
Ich werde sie nämlich wie Diebe zu unsäglicher Schande vor allen Engeln und Heiligen verurteilen, nachdem sie nicht die Klostertracht angenommen haben, um vorbildlich zu leben. In meinen Augen sind sie wie Diebe, denn sie besitzen Güter, die nicht ihre eigenen sind, sondern denen gehören, die in richtiger Weise leben. Ja, ich werde sie als Verräter mit meinem Schwert verurteilen, das alle ihre Glieder vom Scheitel bis zur Sohle zerschneiden wird. Ich werde sie mit einem lodernden und nie erlöschenden Feuer erfüllen, denn ich habe sie wie ein milder Vater ermahnt, und sie haben nicht gehört.

Ich habe ihnen die Worte meines Mundes offenbart, wie es nie zuvor geschehen ist, und sie haben sie verschmäht. Hätte ich meine Worte zu den Heiden gesandt, so hätten sie diese vielleicht angenommen und Buße getan und sich gebessert. Deshalb werde ich sie nicht schonen, und die Gebete meiner geliebten Mutter und meiner Heiligen werden ihnen nichts nützen, sondern solange ich in meiner Herrlichkeit bin, die ohne Ende ist, werden sie im Raum der Peinigung sein. Doch ist meine Barmherzigkeit für sie offen, solange die Seele im Körper eingeschlossen ist.“