9. Kapitel

Christus spricht): „Der Priester, für den du bittest, ist wie eine Zange, mit der das Gold meiner Tugend herausgezogen wird, und wie ein ungeratenes Schaf, das nicht auf die Stimme der Mutter hören will. Wenn er an meinen Altar tritt, dann stehen Teufel an seiner Seite, und sie wohnen auch in seiner Seele, so dass er nicht bedenkt und versteht, wie furchterregend es ist, an meinen Altar zu treten, und wie rein der sein muss, der sich mir, dem Allerreinsten, naht.

Wenn er sich die Alba anlegt, dann bekleidet er sich mit seines Herzens Härte und Sündhaftigkeit, denn er denkt, dass seine Sünde nicht schwer ist, und dass die ewige Strafe, die ihn erwartet, auch nicht schwer ist. Wie aber die ewige Freude ist, das kommt ihm niemals in den Sinn. Wenn er sich die Stola umlegt, dann legt der Teufel ein schweres Joch auf seinen Nacken, so dass die Süßigkeit der Sünde ihm lieblich erscheint, und er belastet seine Seele so, dass sie ihn seine Sünde nicht betrachten und über sie weinen lässt.

Wenn er die Manipel um seine Hand legt, da werden ihm alle göttlichen Werke schwer und mühsam, und er schämt sich ihrer, aber weltliche Werke erscheinen ihm leicht. Wenn er die Schärpe umbindet, da wird sein Wille mit dem Teufel verbunden, so dass er will und sich vornimmt, in der Sünde zu verbleiben. Und da wird meine Liebe von ihm weichen, denn sein Wille steht nach all dem, was der Teufel seinem Begehren eingibt, und er würde es auch verwirklichen, wenn er nicht von meinem geheimen Willen zurückgehalten würde.

Wenn er das Confiteor liest, da antworten die Teufel: „Du lügst! Wir sind Zeugen, dass sein Sündenbekenntnis gleich dem des Judas ist, denn er sagt das eine Mit dem Munde, und hat etwas anderes im Herzen.“ Wenn er zu meinem Altar tritt, da wende ich mein Antlitz von ihm ab. Wenn er die Messe meiner Mutter oder meiner Heiligen liest, ist mir das ebenso lieb, als wenn eine Hure ihr Monatsblut in eine Schale gießen würde und es einem Edelmann zu trinken anbieten würde, oder wenn jemand zu seinem Feinde sagte: „Sieh dich vor! Ich versuche, dir Schaden zuzufügen.“

Wenn er meinen Leib (in der Messe) konsekriert und sagt: ‚Hoc est corpus meum’, da fliehen die Teufel von ihm fort, und sein Körper bleibt übrig wie ein Holzstamm, denn seine Seele ist in meinen Augen tot. Aber wenn er meinen Leib an seinen Mund führt, dann veranlasst seine Vermessenheit, dass die ganze Teufelsschar zu ihm zurückkehrt, denn er hat keine Liebe zu mir.

Doch bin ich so barmherzig, dass – wenn er mit zerknirschtem Herzen und dem Vorsatz, sich zu bessern, sagen würde: „O Herr, um deiner Pein und um der Liebe willen, die du für die Menschen hegst, vergib mir meine Sünden“ – dann würde ich ihn annehmen, und die Teufel würden nicht zu ihm zurückkehren. Aber er hat den Dreck der Welt im Mund und wimmelnde Würmer im Herzen, und deshalb behagt ihm die Süßigkeit meiner Worte nicht. In seinem Herzen fressen unnütze Gedanken, so dass er mir gar keinen Gedanken widmet. Deshalb soll er sich meinem Altar niemals nahen.

Aber was ist mein Altar anders, als der himmlische Tisch und die Ehre im Himmel, deren sich die Engel und Heiligen freuen? Das wird durch den Steinaltar in der Kirche angedeutet, wo mein gekreuzigter Leib täglich geopfert wird, so wie das Opfer des alten Bundes das vorstellte, was jetzt in der Kirche vor sich geht.
Was bedeutet der himmlische Tisch anders, wenn nicht den Jubel und die Freude der Engel? Diese Freude wird er in der ewigen Ehre nicht erfahren dürfen. Vor diesem meinem Altar wird er niemals stehen, und er wird mein Angesicht nicht zu sehen bekommen – aber meine Kinder, die werden mein Angesicht sehen.

Ich bin so wie der wahre Pelikan, denn ich werde ihnen mein eigenes Blut geben, und ich werde sie in diesem und im kommenden Leben erquicken, so dass sie satt werden, aber dieser Priester wird von dem abscheulichen Adler ernährt werden, dessen Gewohnheit es ist, seinen Jungen, wenn er sie gesättigt hat, das Notwendige vorzuenthalten, so dass die vom Hunger rührende Magerkeit ihr ganzes Leben lang bei ihnen zu sehen ist. So wird der Teufel ihn eine Zeitlang mit seiner Lust ernähren, um ihn nachher einen Hunger spüren zu lassen, der ohne Ende an ihm nagen wird. Doch steht, so lange er lebt, meine Barmherzigkeit für ihn offen, falls er sich bekehrt.“

Zusatz
Dieser Priester war Vogt und Steuereinnehmer. Er wurde von seinem Amt abgesetzt, weil Frau Birgitta dazu riet. Sehr aufgebracht sagte er zu ihr: „Meine Frau, jetzt haben Sie mir meine Ehre und mein Einkommen geraubt. Was haben Sie damit gewonnen? Es wäre besser für Sie, in ihrem Haus zu sitzen, als Unfrieden zu stiften.“ Sie antwortete: „Das, was der König tat, dazu hatte ich ihm geraten, zur Erlösung eurer Seele und um eurer Ehre willen. Ein Priester, der ja ein Teil Gottes ist, kann ein solches Amt nicht ohne Schaden für seine Seele haben.“

Er antwortete ihr: „Was haben Sie mit meiner Seele zu tun? Lassen Sie mich in dieser Welt so fahren, wie ich kann; in der kommenden wird meine Seele schon wissen, sich zu helfen. „Sie sagte wieder zu ihm: „Ich sage dir, es wird ohne Zweifel in Gottes Gericht so gehen, wie ich hörte, dass – wenn du dich nicht rasch besinnst und besserst, so wirst du – so wahr ich Birgitta heiße – nicht Gottes besonderem Gericht und einem ungewöhnlichen Tod entgehen.“
Nicht lange danach wurde diesem Priester vom Bischof seine Kirche weggenommen, und er erlitt einen schrecklichen Tod, von dem man kaum reden hörte. Denn als eine Glocke gegossen werden sollte, floss das siedende Erz aus der Gussform heraus und verbrannte ihn tödlich.