2. Kapitel

Als Christi Braut in Rom war, besuchte sie am Tage von Maria Lichtmess die Kirche Santa Maria Maggiore. Sie wurde da in einer geistlichen Vision entrückt: Sie sah, wie sich im Himmel alles gleichsam wie zu einer großen Feier rüstete und sie sah auch einen Tempel von wunderbarer Schönheit, und da stand dieser ehrwürdige Alte, der gerechte Simeon, bereit, das Jesuskind mit größtem Verlangen und mit größter Freude in seine Arme zu schließen.

Und sie sah auch die hl. Jungfrau kommen und den kleinen Knaben tragen, um ihn nach dem Gesetz des Herren im Tempel darzustellen. Eine unzählige Menge von Engeln und verschiedenen Heiligen Gottes und heiligen Jungfrauen und anderen Frauen sah man vor der hl. Jungfrau, Gottes Mutter, vorausgehen und sie in aller Freude und Frömmigkeit umgeben.

Vor ihr ging ein Engel mit einem langen, breiten und blutigen Schwert, das die bitteren Schmerzen darstellte, die Maria beim Tode ihres Heißgeliebten Sohnes litt. Ja, diese Schmerzen wurden mit dem Schwert vorausgesagt, von dem der gerechte Simeon prophezeite, dass es durch ihre Seele dringen würde. Und während der ganze himmlische Hof jubelte, wurde der Braut gesagt: „Sieh, mit welcher großen Ehre die Himmelskönigin bei dieser Feier für das Schwert der Schmerzen belohnt wird, die sie beim Leiden ihres geliebten Sohnes ausstehen musste.“ Danach verschwand diese Vision.