Hier beginnt das Buch des himmlischen Kaisers an die Könige, von oben offenbart für die selige Birgitta vom Reiche Schweden.
Der höchste Kaiser Christus spricht durch die Braut zu den Königen, zeigt sich wirklich als Schöpfer und König aller, der in Dreieinigkeit und Einheit regiert, und sagt, wie er verordnet hat, dass die Welt mit doppelter Macht regiert werden soll, nämlich der kirchlichen und weltlichen, was hauptsächlich mit den Aposteln Petrus und Paulus bezeichnet wird.
Buch 8 - 1. Kapitel

Ich sah einen großen Palast von unfassbarer Größe, wie der klare Himmel. Da waren unzählige Personen, auf Stühlen sitzend, gekleidet in weiße Gewänder und strahlend wie die Sonne. Und im Palast sah ich einen wunderbaren Thron, und darauf saß so etwas wie ein Mann, der klarer strahlte als die Sonne, in unbegreiflicher Schönheit leuchtete und ein Herr von unermesslicher Macht war. Sein Glanz war von unfassbarer Länge, Breite und Tiefe. Eine Jungfrau stand neben dem Thron, strahlend in seltsamem Glanz, und trug eine kostbare Krone auf dem Haupt. Und alle Anwesenden bedienten den, der auf dem Thron saß, und priesen ihn mit Hymnen und Gesängen, und sie ehrten diese Jungfrau ehrfürchtig als Königin des Himmels.

Er, der auf dem Thron saß, sagte mit feierlicher Stimme: „Ich bin der Schöpfer von Himmel und Erde, eins mit dem Vater und dem Heiligen Geist und wahrem Gott. Denn der Vater ist Gott, der Sohn ist Gott und der Heilige Geist ist Gott, und doch sind es nicht drei Götter, sondern drei Personen in einer Gottheit.

Aber nun kannst du fragen: Wenn es drei Personen sind, so müssen es wohl auch drei Götter sein? Ich antworte dir, dass Gott die Macht selbst, die Weisheit selbst und die Güte selbst ist; von ihm ist alle Macht unter und über dem Himmel, und alle Weisheit und Güte, die man denken kann. So ist Gott dreifaltig und doch einer; drei an Personen, und einer nach der Natur. Denn der Vater ist die Macht und Weisheit, von der alles stammt; er ist mächtiger als alles andere, und er hat seine Macht nicht von jemandem anders, sondern von sich selbst und Ewigkeit her.

Macht und Weisheit ist auch der Sohn, der dem Vater gleich ist; er ist nicht von sich selbst aus mächtig, sondern mächtig und vom Vater unaussprechlich geboren, Beginn vom Anbeginn und nie vom Vater getrennt. Macht und Weisheit ist auch der Heilige Geist, der vom Vater und vom Sohn ausgeht, und der ihnen an Gewalt und Macht gleich ist. Es ist also ein Gott und drei Personen, denn die drei haben eine Natur, eine Wirksamkeit und einen Willen, eine Ehre und eine Macht.

Obwohl sie dem Wesen nach eins sind, sind sie doch in der Beschaffenheit der Personen verschieden. Denn der ganze Vater ist im Sohn und im Geist, der Sohn ist im Vater und im Geist, und der Geist ist in ihnen beiden, in einer einzigen göttlichen Natur – nicht, als ob einer früher oder später war, sondern in unaussprechlicher Weise; keiner ist hier früher oder später, größer oder kleiner als der andere, sondern alles ist unaussprechlich und gleich.

Deshalb ist es treffend geschrieben, dass Gott wunderbar und lobenswert ist. Die Gottheit sandte ja ihr Wort durch ihren Engel Gabriel an die Jungfrau Maria, aber derselbe Gott, der es gesandt hat und von sich selber aus gesandt war, war mit dem Engel Gabriel, in Gabriel und vor Gabriel bei der Jungfrau. Und nachdem das Wort vom Engel gesagt war, wurde das Wort in der Jungfrau Fleisch.

Dieses Wort bin ich, der mit dir redet. Der Vater hat mich nämlich durch sich selbst mit dem Heiligen Geist in den Schoß der Jungfrau gesandt. Doch haben die Engel den Anblick und die Gegenwart meiner Gottheit nicht entbehrt; nein – ich, der Sohn, der mit dem Vater und dem Heiligen Geist im Schoß der Jungfrau war, ich war derselbe auch im Himmelreich mit dem Vater und dem Heiligen Geist im Anblick der Engel, der alles lenkt und erhält, obwohl meine Gottheit, die von mir allein angenommen ist, im Schoß Marias ruhte.

Ich, der also in meiner Gottheit und im Mannesalter ein Gott war, verschmähe es nicht, mit dir zu reden, um meine Liebe zu zeigen und den heiligen christlichen Glauben zu stärken. Und obwohl es mir vorkommt, als ob meine Menschengestalt hier bei dir wäre und mit dir sprechen würde, so ist es doch richtiger, zu sagen, dass deine Seele und dein Verstand mit mir und in mir ist, denn für mich ist nichts unmöglich und nichts schwer, weder im Himmel noch auf Erden. Ich bin gewiss wie ein mächtiger König, der mit seinem Heer zu einer Stadt kommt, alle Plätze füllt und alles mit Beschlag belegt. So füllt meine Gnade alle deine Glieder und stärkt alles.

Ich bin wahrhaftig in dir und außerhalb von dir. Obwohl ich mit dir spreche, bin ich doch derselbe in der himmlischen Herrlichkeit. Denn was kann schwer für mich sein, der ich alles mit meiner Macht erhalte, alles mit meiner Weisheit anordne und alles mit meiner Tugend übertreffe? Ich, der ich mit dem Vater und dem Heiligen Geist ein Gott bin, ohne Anfang und ohne Ende, ich, der zur Erlösung der Menschen Menschengestalt annahm (während die Göttlichkeit doch unbeschadet blieb) und in Wahrheit litt, der ich von den Toten auferstanden und zum Himmel aufstieg – ich rede nun wirklich mit dir.

Ich bin der wahre und höchste Kaiser und Herr. Denn es gibt keinen Herrn, der höher ist als ich, oder der vor mir war oder nach mir kommen wird, sondern alle Herrschgewalt ist von mir und durch mich. Also bin ich der wahre Herr, und niemand kann mit Recht Herr genannt werden außer mir, denn alle Macht und Herrschgewalt ist von mir, und niemand kann meiner Macht widerstehen.

Ich bin auch König der Krone. Ob du verstehst, meine Braut, warum ich sagte „König der Krone“? Meine Göttlichkeit war gewiss ohne Anfang und ist und wird ohne Ende sein. Diese Göttlichkeit ist mit Recht mit einer Krone zu vergleichen, denn die Krone ist ohne Anfang und ohne Ende. Wie man in einem Reich die Krone vor dem künftigen König versteckt, so wurde meine Göttlichkeit vor meiner Menschengestalt verborgen, die damit gekrönt werden sollte.

Ich hatte zwei hervorragende Diener. Der eine war Priester, der andere Laie. Der erste war mein Apostel Petrus; der hatte das Amt eines Priesters. Der andere war der Apostel Paulus, der sozusagen Laie war. Petrus war durch die Ehe gebunden, aber als er sah, dass eine Ehe mit dem Priesteramt nicht zu vereinigen war, und überlegte, dass die Tugend seiner Sinne durch Nicht-Enthaltsamkeit aufs Spiel gesetzt wurde, so hielt er sich von der fleischlichen Vereinigung in der Ehe fern und hielt stattdessen mit vollkommenem Herzen an mir fest. Paulus dagegen beobachtete die Keuschheit und erhielt sich unbefleckt vom ehelichen Bett.

Sieh nun, welche Liebe ich diesen beiden erwiesen habe! Petrus gab ich nämlich die Schlüssel des Himmelreichs, damit alles, was er auf Erden gebunden und gelöst hat, auch im Himmel gebunden und gelöst sein sollte. Paulus vergönnte ich, dass an Ehre und Würde wie Petrus sei. Und daher sollst du wissen, dass – so wie sie auf Erden einander gleich und miteinander vereint waren, so sind sie jetzt auch im Himmel in ewiger Ehre vereint und verherrlicht. Und obwohl ich ausdrücklich gerade diese beiden genannt habe, so verstehe ich darunter auch andere Bischöfe und Könige und meine Freunde.

Denn wie ich früher zur Zeit des Gesetzes nur zu Israel wie zu einem Menschen gesprochen habe, während ich doch das ganze Volk Israel im Auge hatte, so verstehe ich jetzt unter diesen beiden mehrere, ja alle die, die ich mit meiner Gnade und meiner Liebe erfüllt habe. Aber seitdem nun einige Zeit darüber vergangen ist, begann das Böse sich mehr auszubreiten, und das Fleisch schwächer und mehr bereit zum Bösen zu werden, als früher. Deshalb habe ich barmherzig für beide Stände – Priester und Laien – gesorgt, die ich mit Petrus und Paulus bezeichnet habe, indem ich den Priestern erlaubte, Kirchengüter in maßvoller Weise zum Lebensunterhalt zu verwenden, so dass sie umso eifriger und fleißiger in meinem Dienst werden sollten. Es hat mir auch gefallen, dass Laien nach Vorschrift der Kirche ehrbar in ihrer Ehe leben sollen.