Christus, der höchste Kaiser, gibt hier Verordnungen für die Könige, was für Berater sie haben sollen, und gibt ihnen zehn sehr nützliche sittliche Ratschläge.
2. Kapitel

Ich bin ein wahrer König, und niemand ist würdig, König zu heißen als ich, denn von mir stammt alle Ehre und Macht. Ich bin es gewesen, der den ersten Engel verdammte, der durch Hochmut, böses Begehren und Neid gefallen ist. Ich war es, der Adam und Kain, ja die ganze Welt verdammte, indem ich wegen der Sünden der Menschen die Sintflut sandte. Ich war es auch, der das Volk Israel in Gefangenschaft geraten ließ und es mit Zeichen und Wundern wunderbar daraus befreite.

In mir ist alle Gerechtigkeit und war es da ohne Anfang, und wird da ohne Ende bleiben. Und niemals wird die Gerechtigkeit bei mir gemindert, nein, sie bleibt in mir stets wahr und unveränderlich. Und weil dieser König von Schweden dich fragt, wie er sich in seiner Regierung gerecht und klug verhalten soll, will ich ihm deshalb zehn Dinge verkünden, die er tun soll.

Das erste ist, dass er die Ratgeber verabschiedet, deren Herz ehrgeizig und habgierig ist, die doppelzüngig und schmeichlerisch sind und deren Augen trübe für geistliche Dinge sind. Stattdessen soll der die auswählen, die die Gerechtigkeit nicht für Geld verkaufen, die sich vor Lüge und Schmeichelei scheuen, die Gott mehr lieben als das Irdische, und die Mitleid mit ihrem Nächsten haben, der in Not geraten ist.

Das zweite ist, dass ich will, dass der König selbst seinen Beistand zur Errichtung deines Klosters leisten soll, dessen Regel ich selbst diktiert habe.
Das dritte ist, dass er seine Vasallen und Diener in die heidnischen Länder sendet, wo der katholische Glaube und die Liebe vermehrt werden kann. Denn seine Vasallen wurden in der Stadt Kopenhagen umgebracht, weil er nach einem Teil eines anderen christlichen Reiches trachtete.

Das vierte ist, dass der König selbst täglich das Stundengebet meiner Mutter, der heiligen Jungfrau (Maria) liest. Aber wenn er Rechtsprechung oder andere wichtige Dinge zu tun hat, dann kann er es zu der Tageszeit unterlassen. Er soll auch jeden Tag zwei Privatmessen oder eine Hochmesse hören. Und jeden Tag soll er sich fünfmal an meine fünf Wunden erinnern, die ich für ihn am Kreuz erlitt.

Das fünfte ist, dass er an den Vigilien vor den Festtagen für meine Mutter und die Heiligen, die von der Heiligen Kirche verordnet sind, fastet. Am Freitag soll er mit Fisch fasten, und am Samstag, wenn er will, mit einem Milchgericht; das Vierzigtagefasten soll er einhalten, wie es im Lande Sitte ist. Aber bei seinem Fasten soll er darauf achten, dass er maßvoll und beherrscht ist, so dass er auf Grund von unangebrachten Festen, unkluger Wachen oder allzu langer Einzelgebete nicht abgestumpft in seinen Entschlüssen oder schlaff und gedankenlos bei den Urteilen ist, die er zu fällen hat. Wenn die Arbeit für ihn zu sehr anwächst, soll er stattdessen dem Rat ihrer Macht und ihren Verordnungen meiner Kirchenvorsteher folgen.

Das sechste ist, dass er jeden 10. Pfennig, der in die königliche Schatzkammer kommt, als Almosen für die Armen gibt. Und wenn er aus Liebe zu mir fromm etwas darüber geben will, dann wird sein Lohn gewiss noch größer sein.
Das siebente ist, dass er jeden Freitag 13 Arme empfängt, ihnen die Füße wäscht und ihnen mit eigener Hand Essen und Geld gibt, sofern er nicht auf Reisen ist, denn dann kann er so etwas unterlassen. Jeden Freitag, wenn er in Ruhe in seinem Königshof sitzt, soll er sich ganz freimachen und die Klagen seiner Untertanen anhören. Und dann soll er auch prüfen, wie weit seine Beamten, Richter und Landräte (länsmä) sowie die Eintreiber der königlichen Steuern treu gewesen sind und ihre Tätigkeit richtig ausgeübt haben.

Das achte ist, dass der König selber klug mit seinen Geschenken ist, so dass er nicht dem einen nur so wenig gibt, dass er anderen gegenüber knauserig wird. Und wenn er jemanden für seinen verdienstvollen Wandel und seine größere Mühe reichlicher als andere beschenken will, so soll er das nach reiflichem Urteil und mit gewissenhafter Vorsicht tun, so dass man keinen Anlass erhält, den König der Ungerechtigkeit zu beschuldigen oder über ihn zu murren. Nichts ist nämlich bei hohen Herren so tadelnswert, wie zu große Freigebigkeit oder Knauserigkeit.

Und nichts ziert den König so, wie mit Bescheidenheit zu herrschen, und denen, die in seinem Dienst arbeiten, das mit Liebe zu vergelten. Der König kann seine Gaben auch Ausländern schenken, die Frieden mit seinem Reich halten und die Not leiden, aber er muss das so machen, dass seine eigenen Dienstleute und Untergebenen nicht vergessen werden.

Das neunte ist, dass er nicht Gottes Gesetze übertritt oder neue Sitten einführt, die lobenswerten Bräuchen nicht widersprechen, und auch nicht autoritär und selbstständig Recht spricht und das beurteilt, was ihm gerade in den Sinn kommt, sondern alles nach dem Gesetz Gottes und des Reiches unternimmt. Es ist für den König nämlich nicht angebracht, dass er viel befiehlt und nichts ausführt, die Gerechtigkeit übergeht und mit Grausamkeit regiert.

Das zehnte ist, dass der König sich durch seine Taten als solcher erweist, dass man ihn für seines königlichen Namens für würdig hält, indem er die Gewinnsucht flieht und aufrichtig die Demut liebt, denn so viel höher der König steht als andere, umso demütiger soll er vor Gott sein, von dem alle Macht kommt. Denn in seinem Gericht wird Gott ebenso strenge Rechenschaft vom König fordern, wie vom Volk.“