31. Kapitel

Als ich (Birgitta) im Gebet stand, sah ich im Geist, wie der Himmel stürmisch und dunkel war, und die Sonne und der Mond im klarsten Glanze strahlten, und ihr Schein erstreckte sich weit über das Himmelsgewölbe. Als ich genau hinsah, sah ich, dass gute und böse Engel mit der Sonne und dem Monde stritten, und sie konnten nicht die Oberhand gewinnen, bis ein großer, Furchterregender Drache im Himmelsraum aufstieg.

Ihm gaben Sonne und Mond ihre Klarheit. Und da wurde die Sonne gleich glanzlos und schwarz, und der Mond verzog sich unter die Erde. Als ich nun auf die Erde schaute, sah ich sie voller Würmer und Schlangen, die das fraßen, was es auf dem Erdboden gab, und die Menschen mit ihren Schwänzen erwürgten – bis die Sonne in den Abgrund niederfiel, und man den Platz des Mondes nicht mehr finden konnte.

Nachdem elf Jahre verstrichen waren, hörte ich Christi Stimme zu mir sagen: „Erinnere dich, meine Braut, was ich dir in Stockholm in Gestalt eines dunklen und stürmischen Himmels gezeigt habe. Nun will ich dir erklären, was das bedeutet. Der Himmel, den ich dir so stürmisch und rot gezeigt habe, ist das Reich Schweden, denn dieses Reich, das so ruhig und gerecht sein müsste wie der Himmel, ist jetzt von den Stürmen der Sorgen aufgewühlt und von Ungerechtigkeit und drückende Steuerlasten verdunkelt.

Das ist nichts Besonderes, denn der König und die Königin, die strahlten wie Sonne und Mond, sind jetzt geschwärzt wie ausgebrannte Kohle, nachdem sie sich in ihren Sitten und ihrem Willen verändert haben und einen Mann aus Kreuzottergeschlecht erhöht haben, um meine Freunde und einfältige Menschen zu unterdrücken. Deshalb sollst du wissen, dass dieser Drachen in Schande geraten wird und schneller hinabfahren wird, als er aufgestiegen ist.

Und unter meinen Freunden gibt es manche, die engelgleich in ihrer Lebensführung sind, aber auch manche, die wie böse Engel und schmutzig in ihrer Lebensführung sind. Aber die Sonne wird bleichen, bis er die Krone verloren hat, nachdem er nicht mit Gerechtigkeit mit seiner Krone stehen wollte. Und es wird von ihm gesagt werden, dass im Vergleich zu seinem Strahlenglanz seine Dunkelheit sehr viel größer ist.“