Montags Lesung 1

Absolution. Möge die Königin der Engel uns zur Gesellschaft der himmlischen Mitbürger führen! Amen.

Kapitel 4. Gott, der wusste, dass alles in sich selbst seiner jubelnden Freude genügte, wurde nur aus seiner innigen Liebe getrieben, etwas zu erschaffen, auf dass andere an seiner unaussprechlichen Freude teilnehmen könnten. So schuf er die unermessliche Menge der Engel und verlieh ihnen den freien Willen, nach ihrem Vermögen zu tun, was ihnen gefiel: Ebenso wie er sie selbst, von keiner Notwendigkeit gezwungen, zu unendlicher Freude und Entzücken für sie selbst erschuf, so sollen sie, nicht gezwungen, sondern aus freiem Willen unablässig die Liebe ihres Schöpfers bezeugen, um ihm seine Liebe und Ehrfurcht als Dank für ihre unablässige Erquickung zu vergelten.

Aber im selben Augenblick, als sie erschaffen wurden, missbrauchten einige von ihnen in hässlichster Weise den freien Willen, den sie für nichts geschenkt bekamen, und begannen, ihren Schöpfer boshaft zu beneiden, den sie doch für seine so große Liebe in hohem Maße lieben sollten. Daher war es auch gerecht, dass sie mit ihrer Bosheit von der ewigen Glückseligkeit direkt in ein grenzenloses Elend stürzten. Aber die anderen Engel verblieben mit ihrer Liebe in der Ehre, die ihnen bereiten war; sie liebten Gott innig wegen seiner Liebe zu ihnen und schauten in ihm alle Schönheit, alle Macht und alle Tugend.

Durch das Betrachten Gottes verstanden auch die Engel, dass er allein ohne Anfang und ohne Ende existierte, dass sie selbst von ihm geschaffen waren, und dass sie alles Gute, was sie hatten, von seiner Güte und Macht besaßen. Durch seinen ehrenreichen Anblick wussten sie auch, dass sie von seiner Weisheit so weise geworden waren, dass sie alles Zukünftige klar sehen konnten, soweit es Gott gestattete, und das umfassten sie mit einem so innigen Gefühl von Liebe, dass sie im voraus wussten, dass Gott in seiner Demut und Liebe, zu seiner Ehre und zum Trost seiner Heerschar wieder die himmlischen Wohnungen füllen wollte, von denen die ungehorsamen Engel wegen ihres Übermuts und Neides so kläglich abgestürzt waren.

Sie sahen auch in diesem Spiegel, d.h. Gott, ihren Schöpfer, einen ehrwürdigen Thron, der Gott so nahe war, dass es unmöglich schien, dass ihn ein anderer Thron näher sein könnte, und sie wussten auch, dass das Wesen noch ungeschaffen war, für den dieser Thron seit Ewigkeit bereitet war.

Beim Schauen von Gottes Klarheit wurden sie gewiss alle von der göttlichen Liebe in demselben hohen Grad entzündet, dass ein jeder den anderen liebte, wie sich selbst. Doch liebten sie Gott am meisten und über alles, und das noch ungeschaffene Wesen, das auf dem Thron Gott zunächst sitzen sollte, liebten sie mehr, als sich selbst, denn sie sahen, dass Gott dieses Ungeschaffene am allermeisten liebte und sich mehr darauf freute, als auf irgendetwas anderes.

O Jungfrau Maria, du Freude aller, du bist das Wesen, das die Engel von ihrer Erschaffung an mit so warmer Liebe geliebt haben, dass sie sich – obwohl sie sich unsagbar über das Liebliche freuten, Gott zu sehen und ihm so nahe zu sein, doch noch mehr freuten, nachdem sie wussten, dass du Gott näher kommen würdest als sie, und dass dir eine größere Liebe und Süße vorbehalten war, als sie selbst besaßen.

Und über dem erwähnten Thron sahen sie eine Krone von so großer Schönheit und Würde, dass keines Menschen Majestät außer Gottes allein sie übertreffen konnte. Obwohl sie wussten, dass Gott in Wahrheit große Ehre und Freude daran hatte, dass er sie geschaffen hatte, sahen sie doch, dass Gott noch größere Ehre, noch größere Freude dadurch ernten würde, dass du für eine so hohe und ehrenvolle Krone geschaffen werden würdest.

Daher freuten sich die Engel mehr darüber, dass Gott dich schaffen wollte, als dass er sie selbst geschaffen hat. So bist du, o heiligste Jungfrau, zur Freude für die Engel geworden, gleich nachdem sie geschaffen waren – du, die du von Ewigkeit her für Gott selbst Anlass zur höchsten Freude warst, und ehe du noch geschaffen warst, freute sich Gott mit den Engel, und die Engel mit Gott über dich, o Jungfrau, du Würdigste unter allen geschaffenen Wesen.