Sonnabend Lesung 1

Absolution. Die ehrenreiche, holdeste Gottesmutter möge uns im allerheiligsten Glauben stärken.

Kapitel 19. Die Königin von Saba soll von ferne zu König Salomo gekommen sein. Als sie seine Weisheit vernahm, war sie nicht in der Lage, ihr großes Erstaunen zum Ausdruck zu bringen, aber nachdem sie sich gesammelt hatte, rühmte sie den König mit lobenden Worten und ehrte ihn mit großen Geschenken.

Treffend wird die höchste der Königinnen, Jungfrau Maria, mit dieser Königin verglichen, denn ihre Seele überblickte scharfsinnig die Einrichtung der ganzen Welt von ihrem Anfang bis zum Ende und betrachtete alles genau, was es dann gab – doch fand sie da nichts, was sie haben wollte oder was sie hören wollte, außer der Weisheit, die sie von Gott hörte. Die suchte sie mit aller Begierde, die erforschte sie gewissenhaft, bis sie die Weisheit selber fand, nämlich Christus, Gottes Sohn, der unvergleichlich viel weiser ist, als Salomo.

Als die Jungfrau sah, wie weise er durch das Leiden seines Leibes am Kreuz die Seelen wiedergewann und ihnen die Pforten des Himmelreichs öffnete, obwohl der tückische Feind sie für den Tod der Hölle gewonnen hatte, da stand diese Jungfrau dem Tode näher als die Königin des Südlandes, als diese außer sich vor Verwunderung war.
Als dann das Leiden Christi, Gottes und ihr Sohn, vollendet war, da verherrlichte diese Jungfrau, die ihre Kräfte wiedererlangt hatte, Gott mit Geschenken, die ihm überaus wohlgefällig waren, denn durch seine Heilbringende Lehre gewann sie mehr Seelen für Gott, als was irgendeine anderen Person nach Christi Tod jemals mit all ihren Werken je getan hat. dass sie ihn ehrbar mit ihrer Rede pries, geht auch daraus hervor, dass sie einsam – als viele nach Christi leiblichem Tode das sehr bezweifelten, standhaft bezeugte, dass er Gottes wahrer Sohn war, ewig unsterblich in seiner Göttlichkeit.

Am dritten Tage, als die Jünger noch in Zweifeln an seiner Auferstehung schwebten, als die Frauen gewissenhaft seinen Leib im Grabe suchten und die Apostel selbst in ihrer großen Herzensangst und Zittern sich zusammen einschlossen, da bezeugte die Jungfrau-Mutter (so dürfen wir ohne Zweifel glauben, obwohl die Schrift nichts darüber sagt, dass sie sich damals geäußert hat), dass Gottes Sohn im Fleisch zu ewiger Ehre auferstanden ist, und dass der Tod keine Macht mehr über sie habe.

Und auch wenn die Schrift sagt, dass Magdalena und die Apostel Christi Auferstehung zuerst gesehen haben, so können wir es doch für gewiss halten, dass seine würdigste Mutter sie in Wahrheit früher als sie kannte, und ihn früher als sie lebendig von den Toten auferstehen sah, - weshalb sie ihn, erfüllt von Jubel in ihrem Herzen, demütig pries. Aber als ihr gesegneter Sohn zu seinem ehrenvollen Reich im Himmel aufstieg, wurde der Jungfrau Maria erlaubt, zur Stärkung der Guten und zur Zurechtweisung der Irrenden noch in dieser Welt zu bleiben. Sie war nämlich die Meisterin der Apostel, sie stärke die Märtyrer, sie war die Lehrerin der Bekenner, der klarste Spiegel der Jungfrau, die Trösterin der Witwen, die nützlichste Ermahnerin für die, die im Ehestand lebten, und die beste Helferin für alle, die den katholischen Glauben bekannten.

Als die Apostel zu ihr kamen, erzählte sie ihnen alles über ihren Sohn, was sie noch nicht vollständig kannten, und erklärte es ihnen vernünftig. Die Märtyrer spornte sie freudig an, für den Namen Christi leiden auszustehen – für ihn, der sich zu ihrer und zu aller Erlösung selbst vor dem Tode ihres Sohnes 33 Jahre lang die ständigen Trübsale ihres Herzens mit aller Geduld getragen hatte. Die Bekenner unterwies sie in der Glaubenslehre der Erlösung, und durch ihre Lehre und ihre Beispiel lehrte sie in vollkommenster Weise, die Tages – und Nachtzeiten zu Gottes Lob und Ehre klug einzuteilen, und Schlaf, Essen und Arbeit in körperlicher und geistlicher Weise verständig einzuteilen.

Von ihren so ehrbaren Sitten lernten die Jungfrauen, sich ehrbar zu verhalten und bis zum Tode ihre jungfräulichen Reinheit zu bewahren, vieles Reden und alle Nichtigkeiten zu vermeiden, alle ihre Taten gewissenhaft zu prüfen und zu bedenken und sie in rechter Weise auf der richtig eingestellten geistlichen Waagschale zu kontrollieren. Den Witwen erzählte sie, die ehrenreiche Jungfrau, zu ihrem Trost, dass – obwohl es ihrer Mutterliebe mehr gefallen hätte, wenn ihr Hochgeliebter Sohn ebenso wenig in seiner Menschengestalt wie in seiner Göttlichkeit hätte sterben wollen, so richtete sie ihren mütterlichen Willen doch ganz nach dem göttlichen Willen und zog es vor, demütig alle Leiden zur Verwirklichung von Gottes Willen auszuhalten, als ihr Gutdünken in irgendeiner Weise mit dem göttlichen Willen in Streit geraten zu lassen.

Mit solchen Reden machte sie die Seelen der Witwen in Trübsalen geduldig und standhaft in den Versuchungen des Leibes. Sie riet außerdem den Verheirateten, dass sie einander mit aufrichtiger und ungeheuchelter Liebe lieben sollten und einen ungeteilten Willen zu haben, alles zu tun, was Gottes Ehre erforderte, wobei sie von sich selbst erzählte, wie sie Gott aufrichtig ihren Glauben schenken, und wie sie aus Liebe zu ihm niemals Gottes Willen in irgendeinem Punkte widerstand.