18. Kapitel

Jeden Donnerstag soll man „Schuldkapitel“ haben, wo der, der sich in einem Punkt vergangen hat, zurechtgewiesen werden soll. Die Schwester, die krank geworden ist und bekennt, etwas Eigenes zu besitzen, soll vom Beichtvater los gesprochen werden, aber die auferlegt Buße durchführen, wenn sie wider gesund geworden ist. Die, die gesund ist und ertappt wird, etwas Eigenes zu besitzen und sich nicht selbst angibt, sondern von drei Zeugen erwiesen wird, die soll auf dem Fußboden sitzen, und am Kapiteltage selbst, d.h. am Donnerstag, soll sie dasselbe Essen erhalten, wie die anderen Schwestern – aber am Freitag bei Wasser und Brot fasten.

Diese beiden Tage darf sie nicht in die Kirche gehen, und wenn die Gottesdienste abgehalten werden, soll sie im Chorgang verweilen, und ohne mit einer der Schwestern zu reden, vor allen auf dem Boden hingestreckt liegen, die aus der Kirche kommen. Wenn am Freitag die Vesper gehalten wird und die Klostergemeinde in üblicher Ordnung auszieht, soll die Äbtissin der Klostergemeinschaft folgen, und wenn sie zum Altar in den Chor der Schwestern führen, wobei ihr die anderen folgen und für sie beten. Nachdem sie die Lossprechung erhalten hat, kann sie an ihren gewohnten Platz zurückkehren.

Wenn eine Schwester stirbt und man findet, dass sie etwas Eigenes besessen, aber es nicht bekannt hat, soll ihr gewaschener und auf die Bahre gelegter Leichnam außen vor die Kirche getragen werden, und die Äbtissin soll in Gegenwart des ganzen Konventes sagen: „Diese hat gesündigt, verführt vom Teufel, gegen Gott und die Klosterregel verstoßen, indem sie Eigentum besaß; lasst uns daher zu Gott beten, dass er ihr diese Sünde vergibt – er, der so barmherzig ist.“

Nachdem dann alle das Ave Maria gebetet haben, wird sie los gesprochen, und ihr Leichnam wird mitten in den Chor der Schwestern gesetzt. Am Schluss der Messe wird er von den Schwestern an die Kirchentür getragen, und wenn die geöffnet wird, sollen die Brüder hereinkommen und den Leichnam forttragen, um in der üblichen Weise bestattet zu werden.“