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Nils Skawalleme, Peter Ritthier und Anders Galle aus dem Dorf Lepneeme in der Gemeinde St. Olof in der Stadt Reval, wo die Domkirche gelegen ist und wo Ritter Christi, Nachbarn der Heiden, herrschen, begaben sich zum Fischfang auf das Meer, an dessen Strand sie wohnen. Durch den ungünstigen Wind waren sie gezwungen, sich der Schanze zu nähern, die Kaberneeme im Land der Heiden genannt wird.

Zwölf von den Heiden erblickten sie und packten sie, zogen sie auf den Strand, raubten ihnen allen Besitz außer einem einzigen Rock, den sie einem jeden ließen, banden ihnen die Hände auf dem Rücken, banden jedem einen großen Stein um den Hals und wollten sie ins Meer werfen. Aber unterdessen hörten sie nicht auf, die von der drohenden Todesgefahr erschreckt waren, die ehrenwerte Frau Birgitta zu Hilfe anzurufen, und taten dies umso eifriger, je heftiger sie geschlagen wurden und je fester sie von den Heiden gebunden wurden, die sagten: „Es gibt niemanden, der euch lebend unseren Händen entreißen kann.“

Dann setzen die Heiden die drei Männer in deren eigenes Boot und fuhren sie weit hinaus vom Strand – auf das weite, offene Meer hinaus, wo man meinte, es sei neun Ellen tief. Und sie warfen zuerst Anders Galle hinaus, der gleich mit dem Stein um seinen Hals gebunden wie ein Stein hinab in die Tiefe sank.
Aber unten in der Tiefe brach durch Gottes Macht das Seil, das so stark war, dass es sehr gut zehn Männer auf einmal hätte halten können. Der Stein blieb zurück, und in einem Augenblick wurde der Mann über die Wellen gehoben, und mit den Händen noch am Rücken festgebunden, ruhte er auf dem Wasser, wie auf festem Boden.

Als die Heiden das sahen, rasten sie in neuer Wildheit und begannen zu versuchen, ihn mit Stöcken zu schlagen und zu töten. Aber wie sie auch versuchten, ihn zu schlagen, trafen sie doch nur das Wasser – die Stöcke konnten nicht an sie kommen. Als sie merkten, dass sie von der törichten Arbeit ermüdet waren, fingen sie an, Angst zu bekommen und sagten zueinander: „Sieh, nun bekommen sie Hilfe von ihr, die sie angerufen haben; lasst sie uns deshalb loslassen, so dass ihre Rache uns nicht trifft, denn mächtig muss sie sein, die dem Wasser seine Kraft nimmt und unsere Hände einschlafen lässt, so dass wir eine gerechte Vergeltung erhalten.“

Mit diesen Worten machten sie die beiden los, die sie noch nicht hinausgeworfen hatten, und den, der noch auf dem Wasser lag, zogen sie mit bewegten Worten zu sich und machten ihn los; sie setzten sie in deren eigenes Schiff und erlaubten ihnen, frei ihres Weges zu gehen.
Das geschah am Samstag vor Ostern, gegen 6 Uhr abends, aber obwohl sie nun freigelassen waren, waren sie nicht außer Gefahr, denn es war offenes Meer um sie herum, und sie konnten nicht entkommen, weshalb sie in tödlicher Furcht waren, noch von anderen Heiden ergriffen zu werden.

Aber sie wandten sich wieder an ihre erprobte Zuflucht mit den Worten: „O verehrenswürdige und ehrenreiche Frau, du, die uns eben von Tod und Untergang errettet hat, laß uns in dieser Nacht ins Land der Christen kommen, so dass wir morgen am heiligen Ostertag mit den anderen Gläubigen den Leib des Herrn empfangen können!“

Als sie dies gesagt hatten, fügte sich Wunder an Wunder, denn obwohl das Meer auf allen Seiten still lag, so dass sich nicht einmal ein Lüftchen rührte, kam es gerade in der Stunde wie eine heftige Strömung unter ihr Schiff, und die zog das Schiff rasch ohne Ruder oder Segel fort, und vor Einbruch der Dämmerung kamen sie zu ihren Freunden, nachdem sie eine so große Strecke auf See zurückgelegt hatten, die zehn Meilen auf dem Land entspricht.
Diese Männer kamen am Sonntag (?) nach Vadstena und versicherten dies unter Eid und mit glaubwürdigen Worten, und sie zeigten auch die Narben, die sie nach den Stockhieben an ihrem Körper hatten, die die Heiden ihnen zugefügt hatten.

Es folgte ihnen noch ein vierter Mann namens John Lafrenson aus ihrem Dorf, der dies wahrheitsgemäß bezeugte, was viel andere auch gehört haben, und von den anwesenden Zeugen heben wir die Edelgeborenen und glaubwürdigen Zeugen hervor, den Mann Simon Djäkne aus dem Dorfe Kvisberg im Kreis Vadstena, Hallvard Bagge aus Ulvåsa im Kreise Ekebyborna, Herrn Tyrgils aus dem Helgeandshuset in Skänninge, Stift Linköping, sowie Torer Bassa in Vadstena.

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Johan, ein Landwirt aus dem Dorfe Varsvik im Kreis Edebo, Stift Uppsala, wurde in der Fastenzeit so schrecklich von einem Dolch mitten in den Leib gestochen, dass man glaubte, die Dolchspitze habe alle seine Eingeweide durchbohrt und zerschnitten. Er fiel gleich hin und lag eine ganze Woche da wie tot, so dass niemand von denen, die ihn sahen, sicher sein konnte, ob er noch lebend oder tot sei, da man dies nicht danach beurteilen konnte, dass er nicht verweste und stank, wie eine leblose Leiche.

Aber als seine Freunde für ihn ein Gelübde an Gottes Dienerin geleistet hatten, erhob er sich und begann von Tag zu Tag zu genesen. In der Karwoche kam er den langen Weg nach Vadstena und erzählte dies mit Danksagung, wobei er bereit war, denen, die sehen wollten, wie der Dolch in der einen Seite des Körpers eingedrungen und aus der anderen ausgetreten war, die Narbe von dem Dolchstoß zu zeigen.

Zwei Männer aus demselben Kreise Edebo, die ihn verwundet gesehen hatten, folgten ihm – nämlich Ingevald vom Hofe Grycka und Rikvid aus Ronö, und außerdem bestätigten sie dies mit wahrem, vertrauenswürdigem Eid.
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Tjodolf aus Knaxeröd im Kreise Kville, Stift Oslo (Norwegen) fiel versehentlich vom Pferd und stieß so hart an seine Geschlechtsteile, dass sie schwer verletzt wurden, aber die Haut blieb doch ganz. Deshalb lag er, umgeben von unerträglicher Plage und ohne von irgendeiner Medizin geheilt zu werden, ein ganzes Jahr im Bett, und er konnte sich nicht bewegen, ohne von jemandem gestützt zu werden. Und als er schon zu verwesen begann und so schrecklich roch, dass niemand mit ihm zusammen wohnen konnte, gelobte er, aus Verehrung für die Dienerin Gottes nach Vadstena zu wallfahren, wenn er durch ihre Verdienste geheilt würde.

Er wurde gleich geheilt und machte sich auf den Weg, sobald er konnte. Und innerhalb der Karwoche kam er zu uns und freute sich darüber, dass er seine vollständige Gesundheit wiedererhalten hatte, und er wollte unseren Augen bei der Kirche zeigen, wie verletzt und zerstört er war. Ihm folgte seine Tochter Ubrog, die versicherte, dass er zehn Wochen lang blind gewesen war, aber wieder sehend wurde, nachdem er das Gelübde zur Wallfahrt abgelegt hatte.
Er hatte keine anderen Zeugen aus seiner Gegend außer seiner Tochter, sagte aber, dass die Edelgeborenen Männer Guttorm, Schiedsmann im Hof Tilbal, und Nils aus dem Hofe Skistad, dasselbe Stift, vertraut mit dem Geschehnis waren, und dass er es ihnen sicher in Lunna bezeugt hat.
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Kristina, die Frau von Mikael im Dorf Lappå Kreis Pedersöre, Stift Åbo, in den äußersten Grenzbezirken des christlichen Gebietes, litt drei Jahre an schärfsten Stichen in den Eingeweiden, so dass sie oft zu Boden fiel und in derselben Stunde zu sterben meinte. Sie leistete Gelübde an verschiedene Heilige, damit ihre Schmerzen gelindert würden, aber mit keinem Erfolg. Schließlich rief sie unsere ehrwürdige Frau Birgitta an und versprach, einmal im ersten besten Jahr Vadstena zu besuchen, wenn sie durch ihre Verdienste geheilt würde.

Nach ein paar Tagen wurde sie vollständig gesund, und sie kam in der Woche der Apostel Peter und Paul zu uns und erzählte das Geschehnis unter Danksagung. Es folgte ihr Gatte und ein anderer Mann aus demselben Dorf mit Namen Sylvester, die dies einstimmig mit ihr bezeugten. Sylvester bekannte, dass er drei Jahre lang blind war, aber die Sehkraft wiedererlangt habe, nachdem er ein Wallfahrtsgelübde zur Dienerin Gottes abgelegt habe, was der genannte Mikael und seine genannte Frau Kristina einstimmig mit ihm bezeugten.