110. Kapitel

Ein Magister fragte Frau Birgitta, was die sieben Donnerschläge bedeuten. Da hörte sie in ihrer Verzückung Christus sagen: „Glaube nicht, Tochter, dass man in meiner Gottheit an nichts Zeitliches denken soll, oder dass die Donnerschläge, die Stürme oder die unvernünftigen Geschöpfe menschliche Stimmen haben. Aber durch meine Eingebung sah Johannes die künftigen Gefahren der Kirche in leiblicher Gestalt.

Wenn er eine bestimmte Zeit angegeben hätte, wären alle Hörer erschrocken und wären während des Wartens vor Furcht vergangen. Deshalb wurde ihm befohlen, dass er in Form von Zeichen andeuten sollte, was er gesehen hatte, es aber nicht aufschreiben sollte. Denn wenn auf irgendetwas hingedeutet wird, deutet das Zeichen auf eine Sache in der Zukunft, was Furcht erregt. So ist es mit dem Laut der Donnerschläge, der Blitze und der Winde. Denn sie bezeichnen die Drohungen der Tyrannen, die den Frieden meiner Kirche stören. Johannes sah im Geist, dass sie so gewaltsam waren, dass es besser angedeutet als aufgeschrieben würde.

Denn wie man ein kleines Gleichnis erzählt oder aufschreibt, das auf etwas Großes hindeutet, so dass die Hörer dadurch veranlasst werden, das Kommende zu fürchten, so habe ich die Zukunft gezeigt, aber sie nicht ganz enthüllt, damit die Menschen Furcht haben, und weil die Zeit noch nicht da war, die Nußschale zu knacken und die Nuß herauszunehmen. Ich habe die Zukunft nur auf dunkle Weise gezeigt, denn das Gefäß muss erst bereitet werden, ehe der Trank eingegossen wird.

Wisse auch, dass viele, die jetzt leben, noch am Leben sein werden, wenn so schwere Donnerschläge und Blitze in meiner Kirche einschlagen, und dass viele sich den Tod wünschen, aber der Tod wird vor ihnen fliehen.“