12. Kapitel

Gottes Sohn spricht zur Braut: „Wenn ein Stachel am Herzen sitzt, darf er nicht schnell und heftig herausgezogen werden, sondern muss langsam und allmählich abgeschnitten werden. So kann eine gute und liebenswerte Frau manchmal ein Hindernis für den Mann sein, der nach Vollkommenheit strebt. Daher soll der verheiratete Mann, wenn er seine Gefahr sieht, manchmal milde Worte gebrauchen, wie es ein Ermahner tut, manchmal maßvoll strenge wie ein Lehrer, und manchmal „Wegschneiden“, wie ein Arzt es tut. Man muss der Frau nämlich klug zuhören, so dass sie getröstet wird, sie mäßig und in Heimlichkeit tadeln, so dass sie nicht verachtet wird, sie ehrbar erziehen und ihr auch manchmal nicht mehr zuhören, so dass die Gerechtigkeit nicht außer Acht gelassen wird.

Deshalb muss sich eine Königin durch einen demütigen Sinn auszeichnen, durch Besonnenheit in ihren Taten, durch Klugheit in dem, was getan werden soll, und durch Mitleid mit den Elenden. Denn durch die Klugheit einer Frau wurde David davon abgehalten, dass er nicht in Sünde fiel. Durch Demut kam Ester auf den Thron und blieb dort, während Isebel wegen ihres Hochmuts und ihrer Gewinnsucht verworfen wurde.

Maria, meine Mutter, wurde wegen ihres Mitleids und ihrer Liebe Mutter für alle im Himmel und auf Erden. Weil die Königin, für die du bittest, durch dich einen Rat von mir begehrt, sollst du ihr also in meinem Namen antworten und sagen, dass sie von zwei Geistern Eingebungen hat, einem guten und einem bösen, und die will ich dir ein andermal mitteilen.“