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Zehn Männer und ein kleiner Junge saßen und fischten auf dem Eis in dem großen See, der dicht beim Kloster Vadstena liegt. Der hat die Gewohnheit, wenn die Zeit naht, wo das Eis auftaut, mit gewaltigem Krachen zu brodeln anfängt, sich vom Grund her in Bewegung zu setzen und mit großer Gewalt in kleinen Rissen oder Spalten aufzubrechen, die im Eise sind und in kurzer Zeit sehr breit werden, obwohl das Eis noch mehr als eine Elle dick ist. Wenn die Heftigkeit der Winde außerdem mithilft, splittert das Eis in große Stücke, wobei es oft passiert, dass viele, die auf diesem Eise sind ertrinken. Obwohl das schwer zu glauben ist, kann es von allen in der umliegenden Gegend bezeugt werden.

So eilten sechs der genannten zehn Männer, die die Bewegung aus der Tiefe hörten und die Gewohnheit des Sees gut kannten, so schnell sie konnten, zum Strand und ließen die Fische, die sie gefangen hatten, und ihre übrigen Sachen im Stich. Aber die vier anderen, nämlich Sjunde aus Kvissberg, Krs. Vadstena, Stift Linköping, Ottar und Hemming in Kasta, Krs. Örberga, dasselbe Stift, und Ulf aus dem Dorf und Kreise Nässja, mit dem Knaben, die Sachen mit sich nehmen wollten, blieben stehen, bis sie sahen, dass der Abstand zwischen ihnen und ihren Kameraden so groß geworden war, dass es für sie unmöglich war, ihnen nachzukommen.

Da, von dem gefährlichen Zusammenstoß und dem Rütteln der Eismassen fast zu Tode erschreckt und nichts anderes erwartend, als ein schnelles Ertrinken, richteten sie ihre Augen auf Vadstena und riefen Frau Birgitta demütig um Hilfe.
Als dies geschehen war, vereinigte sich der Teil des Eises, auf dem sie in so großer Gefahr standen, mit dem Teil, der gegen das Ufer stieß und auf dem ihre Kameraden ohne Gefahr standen, so dass sie an einen sicheren Platz gelangen konnten. Als sie schon in Sicherheit waren, trennte sich das Eis mit so großer Leichtigkeit, wie es vereinigt worden war.

Aber der erwähnte Knabe, der ihnen nachgeeilt war, aber nicht so schnell springen konnte wie sie, fiel ins Wasser, als sich das Eis trennte. Als die zehn Männer dies sahen und ihm in keiner Weise helfen konnten, riefen sie Birgitta auf Knien um seine Rettung an, und gleich wurde er aus dem Wasser gehoben, wie von irgendeiner Hand unterstützt. Alle die, mit denen dieses Wunderwerk geschehen war, kamen zur Zeit von Mariä Verkündigung nach Vadstena, und unter vielen Freudentränen erzählten sie vielen von der Hilfe, die ihnen so wunderbar und barmherzig bewiesen war.
Zeugen sind Sven in Arneberga und Håkon Knutsson in Sörby gård, Krs. Örtomta, Stift Linköping.

14
Herr Nils, Pfarrer in Viby, Stift Strängnäs, war ein Zweifler und schmähte die ehrwürdige Frau Birgitta mit Widersprüchen. Das tat er immer wieder, und da bekam er den schlimmsten Schmerz im rechten Arm und wurde drei Tage so unerträglich geplagt, dass er weder essen noch trinken noch schlafen konnte und keine Linderung und Ruhe fand. Schließlich sah er ein, dass er für seine Undankbarkeit gegen Gottes Dienerin bestraft wurde. Er bereute es und versprach von ganzem Herzen, sie in Zukunft nicht herabzusetzen, sondern sie, soweit er konnte, mit rechter Ehrfurcht zu ehren. Nachdem er dies versprochen hatte, spürte er, dass er die frühere Gesundheit wiedererhalten hatte.
Zeugen sind die ehrenwerten Herren Henekin, Pfarrer in Ekeby, und Erlend, Pfarrer in Axberg im selben Stift.
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Im selben Stift und Kreis war Hagbard aus Gärdslinge gård neun Tage lang völlig geisteskrank. Seine Frau und seine Freunde leisteten für ihn vertrauensvoll ein Wallfahrtsgelübde nach Vadstena, und rasch erhielt er wieder seinen Verstand. Um Mariä Verkündigung löste er mit frommem Eifer das Gelübde ein, das man für ihn geleistet hatte, wobei er hinzufügte, dass er jedes Jahr am Vigiltag der Dienerin Gottes fasten würde und ihr zu Ehren eine Messe lesen würde.
Zeugen sind Herr Arnold, sein Pfarrer, sowie Ingmar und Harald aus Valla im selben Kirchspiel.
16
Margareta von Eknö im Kreise Björskog, Stift Västerås, gebar ein totes und ganz schwarzes Kind, dessen Zunge lang aus dem Mund hing. Alle glaubten, dass sie eine schwarze Kohle im Mutterleibe habe, und das Geschöpf sah eher aus wie ein Gespenst als ein Mensch. Die Mutter tat ein Gelübde nach Vadstena, und da kam das Kind zu sich und gewann Farbe und eine schöne Gestalt an allen Gliedern.
Zeugen sind Ingrid und Helena, ihre Gehilfinnen und Nachbarinnen.
17
Ragna in Vafle – im selben Stift und Kirchspiel – spürte ein lebendiges Kind in ihrem Schoß, aber dann dachte sie sechs Wochen lang zu hören, dass es tot war. Wunderbar zu sagen – die glaubwürdigen Frauen Margareta und Lucia, die oft bei ihr waren, konnten bezeugen, dass sie eine Handbreit schlanker und schmaler wurde, als sie vorher war, als sie spürte, dass das Kind noch lebte. Nachdem sie ein Gelübde zum Heiligtum der seligen Birgitta geleistet hatte, gebar die Frau ein lebendes Kind, und sie brachte es 14 Wochen nach der Entbindung nach Vadstena.
Zeugen sind die genannten Frauen, ihre Nachbarinnen.
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Eine Bäckerin mit Namen Ramborg in Västerås wurde auf frischer Tat beim Diebstahl ertappt und ins Gefängnis geworfen, um später dem Richter übergeben und zum Tode verurteilt zu werden. Sie rief Frau Birgitta um ihre Befreiung an indem sie gelobte, ein Jahr auf dem Hofe von Vadstena zu arbeiten. In kurzer Zeit wurde sie wunderbar befreit. Sie kam nach Pfingsten nach Vadstena und erfüllte eifrig ihr Gelübde.
Zeugen sind Schneider Johan, Maurer Johan mit den übrigen, die täglich das von ihr gebackene Brot essen.