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Ein Adliger namens Guttorm Gaste aus der Stadt, Gemeinde und dem Stift Oslo in Norwegen wurde auf Befehl seines Herrn, König Håkan, in der Festung Akershus mit seinem Diener in einem dunklen Turm eingesperrt und mit Eisenfesseln hart an einem Holzstock gefesselt. Er war viele Tage in großem Elend und sehr verzagt, aber rief schließlich Frau Birgitta um seine Befreiung an.

Nach Verlauf von einigen Tagen erhielt er am Mittsommertag durch einen Freund heimlich eine Feile, und mit der Feile fing er an, so gut er konnte, das Holz und das Eisen zu durchbohren, und der Diener, der vorher losgekommen war, versuchte die Mauer mit Knochen aufzubrechen, die von dem Fleisch übrig waren, das sie im Turm verzehrt hatten. Aber sieh, da geschah das größte Wunder: Die festeste Mauer, die den stärksten Schlägen und Stößen der Wurfmaschinen nicht nachgegeben hatte, wurde nun von gekochten und spröden Knochen zerbrochen. Schon am dritten Tage, nachdem er die Feile bekommen hatte, waren die Fesseln bei Sonnenaufgang zerbrochen, und außerdem war ein so großes Loch in die Mauer gebrochen, dass sie ungehindert die Burg verlassen konnten.

Einer sah das und machte das in der Burg bekannt, und da standen 40 Mann mit Schwertern, Spießen und Schusswaffen auf und gingen ihnen nach. Als der Diener sie sah, sprang er schnell seinen Weg und entkam. Der genannte Adlige konnte jedoch nicht springen, weil er so fest gebunden war, sondern setzte sich auf einen Stein nicht weiter als einen Steinwurf, von der Burg entfernt, indem er seine Zuversicht auf die Frau setzte, die er vorher angerufen hatte.

Als seine Feinde erst die Burg verließen, sahen sie deutlich, dass er an dem Stein saß, aber als sie ihm näher kamen, konnten sie ihn nicht mehr sehen, und trotzdem sahen sie alles andere klar um sich herum. So sprangen sie vom Morgengrauen bis zum Mittag im Kreise herum, wie er selbst unter Eid vor vielen glaubwürdigen Männern versicherte.

So kamen sie mehr als zehn Mal nah an ihn heran, so dass sie ihn mit der Hand hätten berühren können, und als sie neben ihm standen, sagten sie zueinander: „Hier haben wir ihn sitzen sehen, aber wir haben ihn nicht weggehen sehen; vielleicht hat die Erde sich geöffnet und ihn verschluckt.“ Und als die Mittagsstunde zu Ende gegangen war, kehrten sie nach ihrer vergeblichen Arbeit zur Burg zurück.

Aber er begab sich auf die Flucht, so schnell er konnte, und die Schmerzen, die er von den Ketten bekommen hatte, ließen etwas nach. Er kam am Tage von Christi Himmelfahrt nach Vadstena und erzählte das.
Zeugen sind die Edelgeborenen Männer Orm und Guttorm, die ihn neben anderen befragten.

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Ein Bauer namens Trotto aus dem Dorfe Sundsta, Kreis Husby-Lyhundra, Stift Uppsala, haute sich aus Versehen einen Zeh ab, so dass er lose an der Haut hing. Viele Tage lang wurde er von schweren Schmerzen geplagt, denn der Zeh konnte auch durch die Kunst der Ärzte nicht zusammengenäht werden, und er wollte nicht ertragen, dass er ganz abgeschnitten wurde. Schließlich machte er ein Gelübde zu Gottes Dienerin, und gleich (wie er bekannte, als er am Tag von Christi Himmelfahrt nach Vadstena kam), freute er sich darüber, dass er im ganzen Fuß die vollständige Gesundheit wiedererlangt hatte.
Zeugen sind Johan und Jakob, Landwirte im genannten Dorf.