14. Kapitel

Gottes Sohn spricht: „Jedes göttliche Gesetz ist darauf gerichtet, der Dreistigkeit von Übertreibungen Einhalt zu gebieten oder den Übermut der Leichtsinnigen zu zügeln, oder die Menschen zu lehren, was sie tun und unterlassen sollen. Daher ist es in jedem Gesetz so, dass – wenn einer aus Schwäche oder unerträglicher Not sündigt, wird er von Strafe befreit; wer sündigt, ohne es zu wollen, soll milder verurteilt werden, während der, der mit Absicht und ohne Unterlass sündigt, nicht entschuldigt werden kann.

Ebenso war es mit meinen Jüngern, denn als ich noch körperlich unter ihnen lebte, brachen sie am Sabbattage Ähren und aßen sie. Sie wurden da von den scheinheiligen Juden verurteilt, aber ich, der ihre Einfalt und Schwachheit kannte, entschuldigte sie und führte als Beispiel David an, der – als er auf seiner Fahrt in Not geriet, das Brot der Priester aß, was Laien nach dem Gesetz verboten war.

Nun habe ich selbst, Gott, meinen Freunden eine neue, von mir verfasste Regel gesandt, und darin muss alle Liebe, Demut und Klugheit beachtet werden und Kranken und Gesunden Mitleid erwiesen werden, denn ein Gesetz, das nicht in Liebe, Demut und Klugheit vollendet wird, ist nicht lobenswert. Obwohl ich in der Regel gesagt habe, dass alle Gesunden zu bestimmten Zeiten fasten sollen, wird doch Dispens erteilt und nicht verweigert, wenn bei ihnen eine plötzliche Veränderung eintritt, oder wenn Krankheit oder harte Arbeit Anspruch auf Mitleid hat.

Das soll jedoch in der Hand der Äbtissin und des Beichtvaters liegen und von dem Befinden dessen abhängen, den man bestimmen lassen soll, wie oft Gesunde das Fasten brechen und sich Erquickung gönnen sollen. Man soll also denen Dispens erteilen, die sich kraftlos fühlen oder ein Gebrechen haben, von plötzlicher Krankheit ergriffen oder von harter Arbeit ermüdet sind.“