106. Kapitel

Der Sohn spricht: „Warum fürchtest du dich? Auch wenn du viermal am Tage essen würdest, würde dir das nicht als eine Sünde angerechnet, wenn du es nur mit der Erlaubnis dessen tun würdest, dem du gehorchen sollst. Sei deshalb stark und standhaft! Du musst wie ein Ritter sein, der im Kampf mehrere Wunden erhalten hat, aber seinen Gegner viel schlimmere Wunden zufügt und umso eifriger kämpft, je heftiger ihm die Feinde zusetzen. So musst auch du deinen Gegner zurückschlagen und standhaft sein, und du musst einen vernünftigen Willen haben, im Guten zu verharren.

Aber du schlägst den Teufel, wenn du der Versuchung nicht nachgibst, sondern ihr mannhaft widerstehst, indem du Demut gegen Hochmut setzt, Enthaltsamkeit gegen Schwelgerei. Du bist standhaft, wenn du in der Heimsuchung nicht gegen Gott murrst, sondern alles froh erträgst; sieh es als eine Folge deiner Sünden an und danke Gott. Dein Wille ist vernünftig, wenn du nicht auf Belohnung aus bist, sondern auf meinen Willen, und dich ganz in meine Hände gibst.

Das erste Gute – nämlich den Gegner zurückzuschlagen – besaß Luzifer nicht, denn dieser folgt gleich seiner Eingebung, und so tat er einen Fall, von dem er sich nicht wieder aufrichten kann. Denn wie er niemanden hatte, der ihn zu seiner Bosheit anstachelte, so wird er auch niemanden finden, der ihn aufrichtet. Das andere Gute, nämlich die Standhaftigkeit, hatte Judas nicht, sondern er verzweifelte und ging so und erhängte sich. Das dritte Gute, nämlich den guten Willen, hatte Pilatus nicht, denn der hatte einen eifrigen Willen, den Juden zu gefallen und seine eigene Ehre zu bewahren, als mich zu befreien.

Aber das erste Gute, nämlich den Feind zurückzuschlagen, hatte meine Mutter, die all die Versuchungen abwies, mit der der Teufel sie heimsuchte, und schlug ihn zurück. Das andere Gute hatte David, der geduldig unter Misserfolgen war und nicht in Verzweiflung geriet, als er hinfiel. Das dritte Gute, nämlich den vollkommenen Willen, hatte Abraham, der sein Vaterland verließ und sogar seinen einzigen Sohn opfern wollte. Diesem sollst du also im Maße deiner Kräfte nacheifern.“