3. Kapitel

O Herr“, sagte die Braut, „sei nicht erzürnt, wenn ich frage. Ich habe aus der Schrift gehört, dass nichts zu Unrecht erworben werden darf, und dass nichts, was man erworben hat, gegen die Gerechtigkeit behalten werden darf. Nun hat dieser König ein Land, von dem manche sagen, dass er es mit Recht hat, andere sagen das Gegenteil. Daher ist es verwunderlich, wenn du ihm das duldest, was du bei anderen verwirfst.“

Gott erwiderte: „Nach der Sintflut blieben keine anderen Menschen übrig als die, die in Noahs Arche waren. Von ihnen stammt ein Geschlecht, das nach Osten wanderte, und einige von diesem Geschlecht kamen nach Schweden. Ein anderes Geschlecht kam nach Westen, und davon stammten einige, die nach Dänemark kamen.

Die, die zuerst begannen, das Land zu bearbeiten, das nicht vom Wasser umgeben war, die eigneten sich nichts von dem Land derer an, die diesseits des Wassers und auf den Inseln wohnten, sondern jeder begnügte sich mit dem, was er gefunden hatte, wie es über Lot und Abraham geschrieben steht, dass Abraham sagte: „Wenn du nach rechts gehst, werde ich mich nach links halten.“
Das war, als ob er sagen wollte: „Was du dir aneignest, das soll dir und deinen Erben gehören.“ Dann kamen im Lauf der Zeit Richter und Könige, die sich mit ihren Ländern begnügten und nicht das Gebiet von denen einnahmen, die auf den Inseln und diesseits des Wassers wohnten; ein jeder hielt sich in dem Lande seiner Vorväter auf.“

Sie (Birgitta) fragte: „Wenn ein Teil des Reiches durch irgendein Geschenk verloren geht, soll der Teil nicht von den Nachkommen zurückgefordert werden?“ Gott antwortete ihr: „In einem Reiche wurde eine Krone verwahrt, die dem König gehörte. Das Volk, das meinte, ohne König nicht bestehen zu können, wählte sich einen König und ließ dem gewählten König die Krone zur Verwahrung; sie sollte dann als Erbe an den kommenden König übergehen. Wenn nun dieser gewählte König einen Teil der Krone veräußern wollte, so könnte und müsste der kommende König sie sicher zurückverlangen, denn von der Krone darf nichts abhanden kommen, und der König darf zu seinen Lebzeiten die Krone des Reiches nicht vermindern, oder sie ohne einen vernünftigen Grund aus der Hand geben, falls es einen solchen geben sollte.

Denn was ist die Krone des Reiches anderes, als die königliche Macht? Was ist das Reich anderes, als das Volk, das darin wohnt? Und was ist der König anderes, als das Volk, das darin wohnt? Und was ist der König anderes, als der Vormund des Reiches und des Volkes, der die Macht aufrecht erhält? Deshalb darf der Bewahrer und Verteidiger der Krone die Krone keinesfalls zum Nachteil für den kommenden König teilen oder vermindern.“

Die Braut wandte ein: „Aber wenn der König aus Notwendigkeit oder durch Gewalt gezwungen wird, einen Teil der Krone abzugeben?“ Gott erwiderte: „Wenn zwei Männer in einen Streit geraten, und der eine, der mächtiger ist, nicht nachgeben will, wenn dem anderen nicht ein Finger abgehackt wird – wem würde der abgehackte Finger wohl gehören, wenn nicht dem, der den Schaden erlitten hat?
So verhält es sich auch mit dem Reich. Wenn ein König aus Zwang oder infolge von Gefangenschaft das Reich um einen Teil verkleinern würde, so kann es ein künftiger König gewiss verlangen. Der König ist nämlich nicht Herr der Krone, sondern ihr Verwalter, und Not macht kein Gesetz.“ Sie fragte: „Wenn der König zu Lebzeiten einem Herrn einen Teil der Krone überträgt, und wenn dieser Herr und sein Nachfolger nach dem Tod des Königs als sein Eigentum behalten würde, müsste das dann nicht zurückgefordert werden?“ Der Herr erwiderte: „Gewiss müsste das Land an den gesetzlichen Eigentümer zurückgehen.“

Sie fuhr fort: Wenn ein Teil der Krone an jemanden verpfändet würde, um eine Schuld zu tilgen, und dieser würde viele Jahre lang die Steuern bezahlen und dann sterben, wonach der Landstrich in die Hände eines anderen kommt, der gar kein Recht darauf hatte, nachdem es ihm nicht geliehen oder verpfändet wurde, sondern es durch einen Zufall erhalten hat, es aber nicht ohne einen Geldersatz zurückgeben will – was wäre da zu tun?“

Der Herr sagte: „Wenn jemand einen Goldklumpen in der Hand hält und zu dem, der bei ihm steht, sagen würde: „Dieser Goldklumpen gehört dir; wenn du ihn haben willst, sollst du mir so und so viel Pfunde geben“ – gewiss müssten ihm dann diese Pfunde gegeben werden. Denn wenn ein Land gewaltsam eingenommen und in Frieden besessen wird, soll es auf kluge Weise zurückverlangt werden und nach berechnetem Schadenersatz zurückerworben werden.

Und ebenso, wenn der neugewählte König auf einen Stein gehoben wird, um vom Volk gesehen zu werden, das bedeutet, dass er die Macht und Herrschaft für die übrigen Teile des Reiches hat, so gehört auch das Land in dem niederen Teilen, sowohl durch erbliches Recht als auch durch Kauf oder Rückkauf, zum Reich. Deshalb soll der König bewahren, was er bekommen hat, denn wenn er anders handelt, kann es geschehen, dass er die Herrschaft verliert und in einen Untertanen verwandelt wird.“

Wieder sagte die Braut: „O Herr, zürne nicht, wenn ich noch einmal frage. Dieser König hat zwei Söhne und zwei Reiche. In dem einen Reich wird der König mit erblichem Recht eingesetzt, und in dem anderen nach Ermessen des Volkes. Aber jetzt ist man umgekehrt verfahren, denn der jüngere Sohn wurde zum König im Erbreich gewählt, und der ältere im Wahlreich.“
Gott erwiderte: „Bei denen, die sie gewählte haben, gab es drei unangebrachte Eigenschaften, und die vierte war in überreichem Maß vorhanden: Ungeordnete Liebe, gespielte Klugheit, Schmeichelei von törichten Menschen und Misstrauen gegenüber Gott und dem Volk.

Deshalb erfolgte ihre Wahl gegen das Recht, gegen Gott, gegen das Wohl des Staates und den Nutzen der Allgemeinheit. Deshalb ist es notwendig, damit der Frieden zum Nutzen des Volkes bewahrt wird, dass der ältere Sohn das Erbreich zurückerhält, während das Wahlreich dem Jüngeren zufällt. Ja, wenn man das, was geschehen ist, nicht ändert, wird das Reich Schaden nehmen, das Volk benachteiligt werden, Unzufriedenheit wird sich erheben, und die Tage der Söhne werden verbittert werden, und ihre Reiche werden nicht mehr Reiche sein – sondern es wird so gehen, wie geschrieben steht: „Die Mächtigen sollen von ihren Thronen gestürzt werden, und die, die auf Erden wandern, sollen erhöht werden.“

Siehe, ich lege dir ein Gleichnis von zwei Reichen vor. In dem einen wird gewählt, im anderen wird vererbt. Das erste, wo gewählt wird, wird über den Haufen geworfen und geplagt, nachdem der rechte Erbe nicht gewählt wurde. Schuld daran hatten die, die gewählt haben, und die, die herrschsüchtig nach dem Reiche trachten. Aber Gott straft den Sohn nicht für die Sünden des Vaters und zürnt auch nicht in Ewigkeit, sondern übt Gerechtigkeit und hält diese auf Erden und im Himmel. Daher wird dieses Reich nicht zu seiner früheren Ehre zurückfinden oder einen glücklicheren Zustand erhalten, ehe nicht der rechte Erbe auftritt, entweder von Seiten des Vaters oder der Mutter.“