40. Kapitel

Gottes Sohn sprach: „Fürchte dich nicht, meine Tochter! Diese kranke Frau wird nicht sterben, denn ihre Werke gefallen mir.“ Als sie starb, sagte Gottes Sohn nochmals: „Sieh, Tochter, es ist wahr, was ich dir sagte. Sie ist nicht tot, denn ihre Ehre ist groß. Die Trennung von Leib und Seele bei den Gerechten ist nämlich nur ein Schlaf, denn sie wachen zum ewigen Leben. Dagegen kann man vom Tode sprechen, wenn die Seele vom Körper geschiedenist, in einem ewigen Tode lebt.

Sicher geben nicht viele Acht auf das kommende und möchten einen christlichen Tod sterben. Was ist nun ein christlicher Tod, wenn nicht, so zu sterben, wie ich gestorben bin – unschuldig, willig und geduldig? Bin ich etwa deshalb wert, verachtet zu werden. Weil mein Tod verächtlich und schwer war? Oder sind meine Auserwählten töricht, weil sie verächtlich Dinge ertrugen, oder wollte das Glück oder der Lauf der Sterne das? Keineswegs. Sondern ich und meine Auserwählten, wir ertrugen schwere Dinge, um durch Wort und Beispiel zu zeigen, dass der Weg zum Himmel schwer ist, und damit man fleißig denken sollte: Was für eine Reinigung müssen die Bösen erhalten, wenn die Auserwählten und Unschuldigen so schwer gelitten haben?

Du solltest also wissen, dass der Mensch verächtlich und schlimm stirbt, der zügellos gelebt hat und mit dem Willen zur Sünde stirbt, der auf der Welt Erfolg hat und länger leben möchte, aber vergisst, Gott zu danken. Aber wer Gott von ganzem Herzen liebt und unschuldig mit einem verächtlichen Tod geplagt wird, oder von einer langen Krankheit belastet wird, der lebt und stirbt selig, denn ein bitterer Tod vermindert die Sünde und die Sündenstrafe und erhöht die Krone der Belohnung.

Sieh, ich erinnere dich nun an zwei, die nach menschlichem Ermessen eines schmählichen und bitteren Todes starben, die aber nicht erlöst worden wären, wenn sie nicht durch meine große Barmherzigkeit einen solchen Tod erhalten hätten. Aber weil der Herr die im Herzen Zerknirschten nicht zweimal straft, daher gelangen sie nur Krone.
Deshalb brauchen Gottes Freunde nicht betrübt zu sein, wenn sie zeitlich geplagt werden oder eines bitteren Todes sterben, denn es ist am seligsten, eine Stunde zu trauern und auf der Welt Trübsal zu haben, damit man nicht in ein schweres Fegefeuer gerät, woraus es kein Entrinnen gibt, und wo keine Zeit mehr ist, zu wirken.“