Zwölfte Offenbarung im Buch der Fragen

Gottes Sohn spricht: „Warum bist du betrübt darüber, dass ich diesen Mann so geduldig ertrage? Weißt du nicht, dass es schwer ist, ewig zu brennen? Bis zum allerletzten Augenblick ertrage ich ihn, damit meine Gerechtigkeit durch ihn für andere offenbar wird. Wenn Gewächse, die Farben hervorbringen, vor der passenden Zeit geerntet werden, werden sie nicht so dienlich für die Gegenstände, die gefärbt werden sollen, als wenn sie geerntet werden, wenn die Zeit da ist. Ebenso müssen meine Worte, die mit Gerechtigkeit und Barmherzigkeit offenbart werden, bis zur vollen Reife wachsen und Frucht bringen; dann werden sie für die Sache, für die sie verwendet werden, nützlicher und beleuchten meine Tugend in geeigneter Weise.

Warum bist du ferner deshalb niedergeschlagen, weil dieser Mann erklärte, meinen Worten nicht zu glauben, wenn keine deutlicheren Zeichen gezeigt würden? Hast du ihn denn geboren, oder kennst du sein Inneres so gut wie ich? Er ist gewiß wie eine brennende und leuchtende Lampe, die gleich mehr Licht gibt, wenn man fettes Öl daran tut, so dass es sich damit verbindet. Ja, er kann eine Lampe der Tugenden genannt werden, die imstande ist, meine göttliche Gnade anzunehmen. Sobald meine Worte in ihn eingegossen werden, beginnen sie zu fließen und dringen so ins Innerste des Herzens ein.

Ist es verwunderlich, wenn das fette Öl fließt, wenn das Feuer in der Lampe flammt, wenn es die Fettigkeit schmilzt und die Lampe anzündet? Dieses Feuer ist ja mein Geist, der da ist und in dir redet, und es ist derselbe Geist, der da ist und auch in ihm spricht, wenn auch in einer mehr verborgenen und für ihn nützlicheren Weise. Dieses Feuer entzündet die Lampe seines Herzens zur Arbeit zu meiner Ehre. Es entzündet auch die Seele, das fette Öl meiner Gnade und meiner Worte anzunehmen, wodurch die Seele, wenn sie sie empfängt, versüßt wird, so dass sie einen volleren Fettgehalt erhält, wenn es zum Handeln kommt.

Fürchte dich also nicht, sondern bleib standhaft im Glauben! Wenn diese Worte aus deinem eigenen Geist oder aus dem Geist dieser Welt kämen, dann müsstest du dich mit Recht fürchten. Aber da sie nun aus meinem Geist stammen, den auch die heiligen Propheten hatten, sollst du dich nicht fürchten, sondern freuen, sofern du dich nicht vor den eitlen Namen der Welt mehr fürchtest, als vor der Verachtung meiner göttlichen Worte.

Höre weiter, was ich sage: Dieses Reich ist vermischt mit einer großen und lange ungestraften Sünde. Daher können meine Worte noch nicht aufsprießen und hier Frucht bringen, wie ich dir in einem Gleichnis anschaulich machen will. Stell dir einen Nusskern vor, der in die Erde eingepflanzt ist, und über den etwas Schweres gelegt ist, so dass er nicht aufspießen kann. Die Nuß ist von guter und frischer Natur, aber nachdem sie von dem obenliegenden Gewicht gehindert wird, kann sie nicht aufsprießen. Sie sucht dann einen Aufgang in der darum herum liegenden Erde an der Stelle, wo das Gewicht am geringsten ist. Sie festigt die Wurzeln so tief und beständig, dass sie nicht nur die schönste Frucht hervorbringt, sondern den Stamm auch dick werden lässt, alles wegschafft, was das Aufsprießen hindert, und sich über das hinaus erstreckt, was schwer ist.

Diese Nuß bezeichnet meine Worte, die infolge der Sünde in diesem Reich nicht richtig aufsprießen können, und deshalb erst anderswo aufkommen und wachsen werden, bis die Härte im Boden dieses Reiches abnimmt, und die Barmherzigkeit zugelassen wird.“