12. Kapitel

Die heilige Jungfrau spricht zur Braut und sagt: „Braut meines Sohnes, du hast mich gegrüßt und mich mit einem Bienenkorb verglichen. Ich war gewiss ein Bienenkorb, denn mein Leib war im Schoße meiner Mutter nur wie Holz, ehe er mit der Seele vereint wurde. Nach meinem Tode war mein Körper auch wie Holz, nachdem er von der Seele getrennt war – bis Gott meine Seele mit ihrem Leib zur Gottheit erhöhte.

Dieses Holz wurde zu einem Bienenkorb, als diese gesegnete Biene, Gottes Sohn, vom Himmel herabkam und der lebendige Gott in meinen Leib herabstieg. In mir war gewiss der lieblichste und feinste Wachskuchen, der in jeder Weise bereit war, den süßesten Honig zu empfangen: Die Gnade des Heiligen Geistes. Dieser Wachskuchen wurde gefüllt, als Gottes Sohn mit seiner Macht, Liebe und Ehrbarkeit in mich hineinkam.
Er kam mit Macht, denn er war mein Herr und Gott. Er kam mit Liebe, denn aus der Liebe, die er für die Seelen hatte, nahm er Menschengestalt an und litt am Kreuz. Er kam mit Ehrbarkeit, denn alle Sünde Adams war von mir gewichen. So nahm Gottes ehrbarster Sohn den ehrbarsten Leib an.

Und wie die Biene einen Stachel hat, mit dem sie doch nicht sticht, wenn sie nicht gezwungen ist, so hat mein Sohn die Strenge der Gerechtigkeit, die er aber nicht ausübt, wenn er nicht zum Zorn auf die Sünder gereizt wurde. Diese Biene wurde schlecht belohnt. Denn für seine Macht wurde mein Sohn den Händen der Bösen übergeben. Für seine Liebe wurde er den Händen der Grausamen ausgeliefert. Für seine Ehrbarkeit wurde er entblößt und unbarmherzig gegeißelt.
Gesegnet sei also diese Biene, die sich aus meinem Holz einen Bienenkorb machte und ihn so reichlich mit ihrem Honig füllte, dass der bittere Geschmack durch die Süße, die mir gegeben wurde, aus aller Munde verschwunden ist.“