16. Kapitel

Ein Heiliger sprach mit der Braut und sagte: „Wenn ich für jede Stunde, die ich auf Erden lebte, einen Tod für Gott erleiden und jedes Mal wieder hätte zum Leben erwachen können, so hätte ich mit all dem doch niemals Gott in vollem Maße für seine Liebe danken können, denn sein Lob weicht nie von meinem Munde, die Freude verlässt nie meine Seele, die Ehre (Gottes) ist niemals meinen Augen fern, und die jubelnde Freude ist niemals fern von meinen Ohren.“

Darauf sagte der Herr zu demselben Heiligen: „Sage dieser Braut, die hier steht, was die verdienen, die sich mehr um die Welt als um Gott kümmern, und die das Geschaffene mehr als den Schöpfer lieben, und welche Strafe die Frau nun bekommen hat, die – als sie auf der Welt lebte – ganz in Wollust lebte.“

Der Heilige erwiderte: „Ihre Strafe ist sehr schwer, denn wegen der Hoffahrt, die sie in allen Gliedern hatte, brennt jetzt ihr Haupt, die Hände, Arme und Füße wie in einem schrecklichen Blitz. Ihre Brust wird zerstochen wie von einem Igelpelz, dessen Stacheln in ihr Fleisch dringen und es mitleidslos verwunden. Ihre Arme und übrigen Glieder, die sie so wollüstig ausstreckte, um den Geliebten zu umarmen, sind wie zwei Schlangen, die sich um sie schlängeln und sie unbarmherzig verzehren und beißen, ja die niemals aufhören sie zu beißen.

Ihr Schoß wird so schrecklich gepeinigt, als ob der spitzeste Pfahl in ihr natürliches Glied gebohrt und mit aller Kraft hineingestoßen würde, um noch weiter einzudringen. Ihre Beine und Knie sind wie das härteste und steifste Eis und spüren keine Ruhe oder Wärme. Ihre Füße, mit denen sie zu ihrem Vergnügen eilte und andere mitzog, stehen wie die schärfsten Rasiermesser, die sie unaufhörlich schneiden.“

Erklärung
Diese Frau verabscheute es zutiefst, zu beichten, und folgte nur ihrem eigenen Willen. Sie bekam plötzlich eine Geschwulst in der Kehle und starb ohne Beichte. Sie wurde gesehen, wie sie vor Gottes Richterstuhl stand, und alle Teufel verklagten sie, indem sie riefen: „Sieh, diese Frau wollte sich vor dir verstecken, o Gott, aber uns war sie bekannt.“
Der Richter antwortete: „Die Beichte ist das beste Reinigungsmittel. Deshalb soll sie, weil sie sich im Leben nicht reinigen wollte, hinfort schwarz von ihrer Unreinheit sein, und weil sie sich vor wenigen Menschen nicht demütigen wollte, dass sie in Gegenwart von vielen von allen entehrt wird.“