Dienstags Lesung 1

Absolution. Möge die milde Jungfrau uns gegen den bösgesinnten Feind in Schutz nehmen.

Kapitel 7. Die Heilige Schrift bezeugt, dass Adam, als er im Glück des Paradieses lebte, Gottes Gebot übertrat. Aber sie erwähnt nichts davon, dass er gegen Gottes Willen ungehorsam war, nachdem er ins Elend geraten war. Hieraus geht also hervor, dass Adam Gott von ganzem Herzen liebte, und deshalb enthielt er sich auch, nachdem sein Sohn einen Brudermord begangen hatte, von fleischlichem Umgang mit seiner Frau. Aber nachdem er Gottes Befehl dazu erhalten hatte, kehrt er gehorsam zum ehelichen Leben mit dieser seiner Frau zurück. Und er empfand größeren Schmerz darüber, dass er seinen Schöpfer erzürnt hatte, als darüber, dass er sich eine so schwere Strafe zugezogen hatte.

Man sieht also ein, dass es nicht ungerecht war, dass – so wie Gottes Zorn für seinen Hochmut über ihn kam, womit er Gott in seinem glückseligen Zustand gereizt hatte, so wurde ihm nachher, als er sich im Elend befand, großer Trost zuteil, weil er mit der tiefsten Reue und aufrichtigsten Demut darüber trauerte, dass er den Zorn eines so holden und gnädigen Schöpfers heraufbeschworen hatte. Aber Adam hätte niemals größeren Trost empfangen können als dadurch, Gewissheit zu erhalten, dass Gott geruhte (in Christus) aus seinem Geschlecht geboren zu werden, um mit Demut und Liebe die Seelen zu erlösen, denen Adam selbst, verführt vom bösen Willen des Teufels, durch seinen Hochmut das ewige Leben geraubt hatte.

Jedoch scheint es allen Weisen unmöglich (wie es tatsächlich ist), dass Gott, zu dem nur die ehrbarste Geburt passte, einen menschlichen Leib als eine Folge fleischlichen Begehrens annahm, was bei anderen Kindern ja der Fall ist. Noch unmöglicher erschien dies Adam, der ohne fleischliche Lust geschaffen war. Also verstand Adam, dass es dem Schöpfer aller nicht gefiel, einen Menschenleib in derselben Weise zu schaffen, wie er seinen Körper und den von Eva geschaffen hatte.

Er glaubte deshalb, dass Gott menschliches Fleisch durch einen Menschen annehmen würde, dem Körper nach wie Eva, aber die in der Vollkommenheit ihrer Tugenden alle übertraf, die von Mann und Frau geboren wurde, und dass er auf ehrbarste Weise mit seiner Göttlichkeit und Menschlichkeit von ihr geboren werden wollte, ohne ihre Jungfräulichkeit zu verletzen.
Daher kann man glauben und braucht nicht daran zu zweifeln, dass wie Adam als er vernahm Gottes Zorn gegen ihn fast besänftigt war, überaus traurig über die Worte war, die Eva durch das Gespräch mit dem Teufel gelernt hatte. So hatte auch er, als er in Schmerz und Elend kam, große Freude und Trost durch die Worte, die du, Maria, die Hoffnung aller Menschen, dem Engel antworten würdest.

Adam sorgte sich auch, dass Evas Leib, der von seinem eigenen Leib geschaffen war, ihn trügerisch zum ewigen Tode in der Hölle ziehen würde, aber er freute sich, weil er im voraus wusste, dass von deinem Leib, du edelste unter den Jungfrauen, der ehrwürdigste Leib geboren werden sollte, der ihn und seine Nachkommen machtvoll zum himmlischen Leben zurückführen würde.

Adam war traurig darüber, dass Eva, seine geliebte Frau, durch ihren großen Hochmut angefangen hatte, ungehorsam gegen ihren Schöpfer zu werden – aber er jubelte, als er voraussah, dass du, Maria, seine geliebte Tochter, mit der größten Demut Gott in allem gehorchen würdest. Adam war traurig, weil Eva hochmütig dachte, dass sie wie Gott werden wollte, weshalb sie auch zur großen Schande in den Augen Gottes und der Engel gefallen ist – aber er freute sich darüber, dass dein Wort, mit dem du demütig bekanntest, Gottes Dienerin zu sein, in ihrem Vorauswissen klar zu deiner großen Ehre strahlte.

Adam war betrübt darüber, dass Evas Wort Gott zum Zorn gereizt hatten, und dass sie dadurch ihn und ihre Nachkommen zur Verdammung gebracht hatte, aber er jubelte darüber, dass zu ihrem großen Trost deine Worte Gottes Liebe zu dir und zu allen ziehen würden, die durch Evas Worte in Verdammung geraten waren.
Evas Worte hatten sie und ihren Mann nämlich aus der Herrlichkeit (des Paradieses) vertrieben, und die Pforten des Himmels für sie und ihre Nachkommen verschlossen, aber dein gesegnetes Wort, du Mutter der Weisheit, führte dich zu großer Freude und hat die Pforten des Himmels für alle aufgetan, die eintreten wollen.
Wie sich die Engel im Himmel freuten, als sie vor Entstehung der Welt voraussahen, dass du, Gottes Mutter, geboren werden würdest, so hatte also auch Adam durch seine vorherige Kenntnis deiner Geburt große Freude und Jubel.