Einleitung - 3. Kapitel

Ich bin der Schöpfer aller Dinge und von niemandem geschaffen. Unter allem, was ich gemacht habe, ist keines zu so großer Würde wie der Mensch geschaffen, den ich ausersehen habe, Herrscher über alles zu sein, was auf Erden geschaffen ist, und dem ich auch Verstand gegeben habe, so dass er die Dinge zu seinem Lebensunterhalt und seinem eigenen Nutzen gebrauchen soll, und mir für die Gnade dankt, die er erhalten hat. Aber unter allen Wesen gibt es keinen, der meinen Zorn in dem Grade erweckt, wie der Mensch; alle anderen folgen meinen Geboten.

Ich sagte dir neulich, dass ich wie ein König war, der gute Weingärten gepflanzt hat, die lange Zeit gute Frucht getragen haben. Was waren diese Weingärten anders, wenn nicht die Klosterordnungen und die Einrichtungen der heiligen Väter, von denen die Durstigen erquickt wurden, die Frierenden Wärme empfingen, die Aufgeblasenen gedemütigt und die Blinden erleuchtet wurden? Aber nun klage ich darüber, dass die Zäune der Weingärten zerbrochen sind, dass die Wächter schlafen und die Diebe eindringen, dass die Wurzeln von Maulwürfen aufgegraben werden, dass die Weinrebe verwelkt und die Trauben vom Wind weggeblasen und unter die Füße getrampelt sind.

Aber damit der Wein nicht völlig verschwinden soll, will ich mir einen neuen Weingarten pflanzen; dorthin sollst du die Reben meiner Worte tragen, mein Freunde soll sie setzen, und ich, Gott selbst, werde den fetten Dünger meiner Gnade geben. Zu diesem Weingarten will ich Wächter senden, die nachts nicht schlafen werden; ich werde sie mit göttlicher Liebe umgeben, und ich werde die Wurzel des guten Willens fest einpflanzen, so dass sie nicht von Versuchungen des Teufels aufgegraben werden. Ich werde die Reben seines Tuns verbreiten und werde die Trauben seines guten Ansehens und seiner Frömmigkeit für viele süß machen.

Daher sollst du, die die Reben tragen soll, darin stark und standhaft sein, bereit und wachsam sowie treu und behutsam in ihrer Pflege sein, so dass der Teufel dich nicht betrügt. Der, der die Reben setzen soll, muss fürsorglich sein, so dass er sie an der richtigen Stelle setzt, sowie fürsorglich und achtsam, sie vor Kälte und Hitze zu schützen. Sei deshalb standhaft und ausdauernd und liebe mich von deinem ganzen Herzen! Vermeide alle Hoffart und nimm alle Demut an!

Bewahre deinen Mund und alle deine Glieder zu meiner Ehre! Gehorche, wie ich dir befohlen habe! Erforsche jede Stunde dein Gewissen, auf welche Weise und wie viel du übertrittst! Steh gleich wieder zur mir auf, wenn du fällst! Kümmere dich nicht um die Ehre der Welt oder um die deiner Freunde auf der Welt, denn wenn du mich hast, wird alles für dich lieblich, und wenn du mich vollkommen liebst, wird alles, was mit der Welt und nicht mit mir zu tun hat, bitter wie Schlangengift für dich.“