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Zwei Frauen, Katharina, die Frau von Gotzswen, und die Witwe Bengta aus der Gemeinde und Stadt Åhus im Stift Lund in Dänemark, hatten am Gründonnerstag ihr Gelübde in Vadstena geleistet und befanden sich nun auf dem Heimweg. Als sie in einem großen Wald nicht weit von der Kirche in Vrigstad, Stift Linköping, von einem sehr grausamen und starken Räuber überrascht wurden, der sie bedrohte und sie mit seinem Speer zwang, von Sonnenaufgang bis Untergang mehr als zwei Meilen zwischen dichtesten, spitzen und dicken Dornbüschen zu gehen, bis er mit ihnen an einen tiefen Brunnen kam, der sehr weit von Menschenwohnungen entfernt war.

Er wollte sie in diesen hineinstürzen, um sie – nachdem sie schnell im Wasser ertrunken waren – mit ihren Geldern und Eigentum auszuplündern, und er passte genau auf, dass die eine nicht entkommen würde, während er die andere mit dem Speer durchbohrte. Und als er schon an den Brunnen gekommen war, sagte der Räuber zu ihnen: „Springt schnell hinein und ertränkt euch, sonst werde ich euch mit dem Speer erstechen.“

Aber die Frauen, die sahen, dass sie dem Tode nahe waren, gelobten, dass sie gleich zu den Reliquien von Frau Birgitta zurückkehren würden, wenn sie dank ihrer Verdienste der Grausamkeit dieses Räubers lebend entkommen würden. Kaum war das Gelübde über ihre Lippen gekommen, als ihnen zwei andere Frauen nahten; die waren aus dem nächsten Dorf und hatten sich in der Einöde verlaufen. Als der Räuber diese Frauen sah, fürchtete er, dass sie noch mehrere in ihrer Gesellschaft hatten; er ergriff von denen, die er verfolgt hatte, einen kleinen Beutel, in dem sich Geld und anderes Eigentum von ihnen befand, und nachdem er sie losgelassen hatte, verschwand er im Dickicht des Waldes.

Aber die eingeborenen Frauen sagten, dass sie den Grund für die Ankunft der fremden Frauen an diesem Platz erfahren hätten, dass sie selbst sich ohne Zweifel durch Gottes Gnade so verlaufen hatten und dass sie ihnen zu Hilfe gesandt seien, denn sie glaubten nicht, dass irgendein Mensch in vielen Jahren an diesen dicht bewachsenen, unzugänglichen Platz in der Eingang kommen würde, außer wilden Tieren.

Dann gingen die Fremden unter Leitung und dem Rat der Einheimischen zum Vogt des Bezirks Ingemund Yring, der in Stensryd wohnte, nicht weit von dem Walde, in dem sich der Räuber aufhielt. Sie erzählten ihm, was ihnen geschehen war, und baten ihn, dem Räuber mit bewaffneter Stärke zu suchen, so dass sie nach seiner Gefangennahme die Sachen wiederbekommen könnten, die er ihnen geraubt hatte.

Der Vogt antwortete ihnen: „Ich weiß sehr genau, dass dieser Räuber sich in dem Walde da verborgen hält und während mehr als sechs Jahren viele Leute beraubt hat; man hatte ihm oft nachgestellt, aber er konnte nicht einmal von vielen bewaffneten Männern gefangen werden, denn der Teufel, dem er dient, beschützt und bewahrt ihn, so dass die ganze Gegend, die sich gesammelt hatte, ihn zu fangen, ihn nicht greifen konnte. Und obwohl nach ihm gesucht wurde, weiß ich doch, dass er nicht gefunden wird, wenn ihn nicht die ehrwürdige Frau, deren Pilger er sich erdreistet hat, zu berauben, uns überlässt. Im Vertrauen auf sie werde ich nun meine Diener an die Plätze schicken, wo er sich angeblich versteckt hält.“

Und nachdem sie ausgesandt waren, fanden sie ihn in dem ersten Versteck, wo sie anfingen zu suchen. Zwei von ihnen stürzten auf ihn los, konnten ihn aber nicht halten, ehe ein Dritter, der sich ungesehen vorgeschlichen hatte, ihm ein Bein stellte. Und nachdem er so gefangen war, gab er den genannten Frauen ihr Eigentum zurück. Dann wurde er, wie er es verdient hatte, am Galgen aufgehängt.

Die Frauen kamen am dritten Sonntag nach Ostern nach Vadstena zurück und erzählten dies unter Danksagung. Zeugen sind die ehrenwerten Männer Herr Sven, Bruder aus dem Kloster Nydala, der sich damals an der genannten Kirche von Vrigstad aufhielt, und der einen Brief nach Vadstena schrieb, der dies bezeugt, und der erwähnte Ingemund, dessen Diener diesen Räuber an den Galgen gebracht hat.

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Bei Frau Margaretha aus dem Dorf Tjugesta im Kreis Hackvad, Stift Strängnäs, war Kopf und Hals unter gewaltigsten Schmerzen so stark angeschwollen, dass man ihre Augen und Nase nicht mehr sehen konnte. Nachdem ihre Freunde für sie ein Gelübde an Gottes Dienerin geleistet hatten, wurde ihre Gesundheit um den Tag der Apostel Philippus und Jakobus herum plötzlich wiederhergestellt.
Zeugen sind Thomas, Ingemund und Erik aus dem genannten Dorf, die dort während ihrer Krankheit zugegen waren.